Jede Yoga-Übung ist der Ausdruck einer Bildgestalt. Über die Symbolik und Bedeutung der Asanas. Diesmal: Pincha-Mayurasana – der Pfau.
Im Yoga werden Umkehrhaltungen als Positionen definiert, in denen das Herz höher ist als der Kopf oder die Füße höher sind als das Herz. Erstere sind sanfte Umkehrstellungen wie der herabschauende Hund oder der Delphin, Letztere vollständige Umkehrhaltungen wie der Kopfstand oder der Unterarmstand. Um eine vollständige Umkehrhaltung ausführen zu können, müssen wir zuerst Kraft und Beweglichkeit im Oberkörper entwickeln. Sanfte Umkehr-stellungen bereiten den Körper darauf vor. Vollständige Umkehrhaltungen stellen die gewohnte Perspektive auf den Kopf. Das kann Angst auslösen und bietet damit die Gelegenheit, der Angst in die Augen zu sehen, sie zu umarmen und gemeinsam mit ihr die gewohnte Perspektive umzudrehen.
Pincha-Mayurasana – der Pfau (auch: der Unterarmstand)
Das Sanskritwort „pincha“ bedeutet Feder, das Wort „mayura“ Pfau. Das Asana stellt einen Pfau dar, der sein Gefieder wie ein Rad schlägt. Der sinnliche Pfau ist das Symbol der Schönheit und Unsterblichkeit, aber auch der Eitelkeit. In Indien wird der Pfau als heiliges Tier verehrt und ist gleichzeitig ein Nationalvogel. Sarasvati, die indische Göttin der Weisheit, Musik und Poesie, hat einen Pfau bei sich. Lakshmi, die Göttin des Reichtums und der Fülle, reitet auf einem Pfau, und Krishna trägt eine Pfauenfeder in seiner Krone. Alle Bewegungen des Pfaus dienen dem Paarungsritual. Mit der Entfaltung seines Gefieders lockt der polygame Pfau das Weibchen an und sorgt für eine reiche Nachkommenschaft. Der Pfau zählt wegen seiner Schönheit und Pracht zu den am meisten bewunderten Vögeln. In christlichen Erzählungen ist er jedoch ein Sinnbild für die Eitelkeit und den Stolz. Es wird gesagt, dass der Vogel Schreie ausstößt, wenn er seine Füße sieht und erkennt, wie wenig schön sie im Vergleich zu seinem Gefieder sind.
Der Pfau steht ferner für die Unsterblichkeit und weist darauf hin, dass eine geistige und seelische Wiedergeburt stattfindet, wenn man die Unwissenheit im Feuer der Weisheit verbrennt. Der Pfau verliert jedes Jahr seine Farben und seinen Glanz, um sie immer wieder zu erneuern, so wie die Sonne immer wieder auf- und untergeht. Die hundert Augen der Pfauenfeder symbolisieren das dritte Auge und das himmlische Licht.
Pincha-Mayurasana erfordert Kraft in den Handgelenken und Armen sowie Wachsamkeit. Wenn das Gewicht auf […]