Das aufschlussreiche Konzept der fünf Hüllen steht im Fokus der neuen Folgen der Upanishaden-Kolumne.
Diesmal soll es um eine Idee gehen, die in der Yogawelt zwar sehr bekannt ist, doch bei meinen Workshops zeigt sich immer wieder, dass kaum jemand ihre Quelle kennt. Gemeint sind die Pancha Kosha – die fünf „Hüllen“ oder „Schichten“ des Menschen.
Die Koshas gehen auf die Taittiriya-Upanishad zurück, einen der bedeutendsten Texte indischer Mystik. Das Wort „bedeutend“ bezieht sich hier auf eine Systematisierung der Upanishaden, die der Advaita-Vedanta-Gelehrte Shankaracharya im 8. Jahrhundert n. Chr. vornahm. Er stellte die seiner Meinung nach zentralen Upanishaden zusammen und verfasste in seinem kurzen Leben von nur 32 Jahren bedeutende Kommentare und Verdichtungen dieser alten Weisheitstexte.
Das Konzept der Koshas, wie es uns in der Taittiriya-Upanishad begegnet, ist ein vollständiges Modell vom Menschen, eine yogische Anthropologie gewissermaßen, die alle uns bekannten Facetten des Menschseins einschließt und zugleich über das hinausgeht, was das Abendland an anthropologischen Entwürfen innerhalb der letzten zweieinhalb Jahrtausende hervorgebracht hat. Die Taittiriya beschreibt den Menschen als ein Wesen von physischer Natur, in dem mehrere geistige oder psychologische Dimensionen – der „innere Raum“ unseres Seins sozusagen – existieren. Physische und psycho-spirituelle Strukturen sind dabei durch die Idee des Energiekörpers verbunden, welche die Tradition des Hatha-Yoga lange nach der Entstehung der Taittiriya mit großem Detailreichtum beschreiben sollte, und zu der sie auch eine Vielzahl von Übungen entwickelte, um physischen Körper und inneren Raum in Einklang zu bringen. Die Pranayama-Praxis ist ein Ausdruck dieser Konkretisierung des in der Taittiriya noch recht allgemein gehaltenen Energiekörperkonzepts.
„Jenseits aller Hüllen liegt das Selbst.“
Taittiriya-Upanishad
Die fünf Hüllen – ein erster Überblick
Ohne hier näher auf die einzelnen Koshas einzugehen (das wollen wir in den nachfolgenden Teilen dieser Kolumne tun), seien sie hier doch kurz benannt: Fünf Körper, Schichten oder Hüllen beschreibt die Taittiriya-Upanishad. Die äußerste und uns am leichtesten zugängliche Hülle heißt Annamaya-Kosha, der „Nahrungskörper“. Schon in der Bezeichnung wird deutlich, dass unser Körper aufgebaut ist aus der Nahrung, die wir aufnehmen. Hieraus lässt sich auch ableiten, welch große Bedeutung man einer gesunden Ernährung bereits vor Jahrtausenden beimaß. Neben diesem „äußeren Körper“ gibt es mehrere „innere Körper“, genauer gesagt: drei. Zwei davon, Manomaya-Kosha und Vijnanamaya-Kosha, bezeichnen uns durchaus […]