Die Chakras vervollständigen die „Anatomie“ des Energiekörpers – die sieben Energiezentren als „Sprossen“ des Aufstiegs, und warum es genau genommen unzählige weitere Chakras gibt.
Im abschließenden Teil dieser Kolumne über die Koshas, deren Schwerpunkt der Energiekörper des Menschen bildet, werfen wir einen Blick auf die Chakras. Neben den Nadis und Vayus sind sie das dritte wichtige Strukturelement des Energiekörpers. Nadis, Vayus und Chakras bilden sozusagen die „Anatomie“ von Pranamaya-Kosha.
Die meisten wissen, dass das Wort Chakra „Rad“ bedeutet, und denken dabei an die sieben „großen Räder“ entlang der Mittelachse des Körpers – vom Wurzel- bis zum Kronenchakra. Tatsächlich finden sich im Menschen aber zahllose Chakras, denn jeder Kreuzungspunkt von Nadis bildet ein Chakra. Ein tibetischer Mönch, den ich auf einem Workshop erlebte, sagte es einmal so: „Jede Pore des Menschen ist ein Chakra“. Wo zwei energetische Ströme aufeinandertreffen, entsteht ein energetisches Zentrum. Und solche Kreuzungspunkte gibt es eben viele, Millionen wohl.
„Der innere Mensch“ wird kulturübergreifend ähnlich beschrieben
Dass entlang der Mittelachse unseres Körpers besonders dichte energetische Zentren liegen, Orte also, wo viele Nadis einander kreuzen, haben nicht nur indische Yogis entdeckt. Auch die Tibeter zum Beispiel beschreiben den Energiekörper mit Strömen und „Winden“, die sich entlang der Wirbelsäule zu Zentren verdichten. Doch nicht allein in Asien oder im Mittleren Osten entdeckte man den Energiekörper, sondern auch bei uns: Im 17. Jahrhundert beschrieb der Regensburger Mystiker Johann Georg Gichtel – ein Schüler des berühmten Jakob Böhme – den „inneren Menschen“. In wunderschönen Grafiken zeigt er uns sieben Energiezentren entlang der Mitte des Körpers.
Die unteren Zentren verbindet er mit der Idee der Finsternis, die höheren repräsentieren die spirituelle Natur unseres Wesens. Er ist damit durchaus nahe an einer Interpretation, wie wir sie auch im Yoga immer wieder finden können, und die ich gerne die Aufstiegsidee nenne. Der Lotos ist ein Symbol dafür: Seine Wurzeln liegen im Schlamm, da ist Tamas, die Dunkelheit, das Nicht-Wissen des Menschen um seine wahre Natur. Aus der Wurzel drängt der Stängel nach oben durchs Wasser, die Energie von Rajas, welche in den mittleren Chakras dominiert. Über dem Wasser schließlich öffnet sich die Blüte dem Licht. Sie steht für Sattva, das in den höheren Energiezentren aktiv ist. Das Licht selbst, die Sonne, geht über die Chakras […]