Was ist der Veda wirklich? – Teil 3: Die doppelte Manifestation der Götter, der Vedische Schöpfungs-Mythos, die Mächte des Unbewussten und das göttliche Opfer.
Die Seher des Rg-Veda beschreiben in erster Linie das psychologisch-spirituelle Wirken der Götter in ihrem eigenen inneren Wesen. Sie bedienen sich dabei aber oftmals symbolischer Bilder aus deren Wirken hinter den materiellen Erscheinungs-Formen. Die spirituelle und die materielle Seite des Veda beziehen sich auf zwei komplementäre Manifestations-Formen einer einzigen Wirklichkeit und schließen daher einander nicht aus.
In The Secret of the Veda beschreibt Sri Aurobindo dieses doppelte Wirken der in den Kosmos geborenen Götter folgendermaßen:
„Die Söhne der Unendlichkeit haben eine zweifache Geburt. Oben in der göttlichen Wahrheit werden sie als Erschaffer der Welten und Behüter des göttlichen Gesetzes geboren. Doch auch hier in der Welt selbst und im Menschen werden sie als kosmische und menschliche Mächte des Göttlichen geboren. In der sichtbaren Welt sind sie die männlichen und weiblichen Mächte und Energien des Universums. Dieser äußere Aspekt von ihnen als die Götter von Sonne, Feuer, Luft, Wasser, Erde, Äther, als die immer anwesenden Bewusstseins-Kräfte im materiellen Sein, gibt uns die externe oder psycho-physische Seite der Vedischen Gottesverehrung. Die antike Betrachtung der Welt als eine psycho-physische und nicht nur rein materielle Wirklichkeit bildet die Grundlage der altertümlichen Ideen über die Wirksamkeit von Mantren und über die Beziehung der Götter zum äußeren Leben des Menschen. Daraus entspringt die Kraft von Gebet, Gottesverehrung und Opfer für materielle Zwecke. Daher kommt deren Verwendung für das weltliche Leben und in so genannten magischen Ritualen, welche deutlich im Atharva-Veda zum Vorschein kommt und hinter vielem des Symbolismus der Brahmanas (den Veden anhängende Opfermanuale) ist. Das ist das wirkliche Geheimnis des externen Sinnes des Veda, welchen allein die modernen Gelehrten gesehen und so unvollkommen verstanden haben. Auch die exoterische Religion war viel mehr als eine bloße Natur-Verehrung.
Doch im Menschen selbst sind die Götter bewusste psychologische Mächte. ‚Willenskräfte, tun sie die Werke des Willens; sie sind die Gedanken in unseren Herzen; sie sind die Herren der Wonne, die sich (in uns) der Wonne erfreuen; sie reisen in allen Richtungen des Denkens (X.64.2).’ Ohne sie kann die Seele des Menschen nicht unterscheiden was rechts oder links ist, was vorne oder hinten ist, was […]