Viele der hier exklusiv für YOGA AKTUELL übersetzten Verse wurden noch nie zuvor in ihrem psychologisch-spirituellen Sinn ins Deutsche übertragen. Diesmal geht es um den stufenweisen Aufstieg des Göttlichen Feuers im Menschen bis zu seinem überbewussten Ursprung – Der Veda und das Neue Bewusstsein.
In Teil IX hatten wir uns vor allem auf die Gegenwart Agnis als Seelenflamme im spirituellen Herzen konzentriert. Diesmal wollen wir seine Ausweitung durch die verschiedenen Grade des Bewusstseins nachvollziehen. Das Medium für diese symbolische Reise sind die „Göttlichen Wasser“. Diese „Sieben Schwestern“ verbinden die „Ozeane“ des Überbewussten und des Unbewussten. Die Rshis meinen damit vor allem jene Bewusstseins-Energien, die das siebenfältige Geflecht des Daseins bilden. Die mystisch-symbolische Sprache der Seher-Dichter beschreibt dieses (wie in Teil IV bereits dargelegt) in einer besonders reichen und vielfältigen Weise.
Wir mögen uns fragen, ob sich die Rshis dabei auch auf die sieben Chakras im feinstofflichen Körper beziehen, denn direkt erwähnen sie diese wohl nie. In diesem Zusammenhang seien hier folgende Verse zitiert:
„Dich, o Flamme, quirlte (der Seher) Atharvan hervor aus dem Lotos, aus dem Haupt eines jeden Sprechers des Wortes.“
„Und auch Atharvans Sohn, der Rshi Dadhyach, entfachte dich, den Zerstörer der Verhüllungen, den Aufbrecher der Städte.“ (VI.16.13,14)
Der erste Vers ist deutlich genug, und auch im zweiten findet sich ein interessanter Hinweis: „Puram-Dara“, der Aufbrecher der Städte. Die Spekulationen, ob mit „Pura“ (ein im Veda oft vorkommendes Wort) wirklich eine Stadt oder nur eine primitive Festung gemeint ist, überlassen wir den alten (und neuen) materialistischen Übersetzern. Interessant ist für uns aber, dass in den tantrischen Texten das Nabelzentrum „Mani-Pura“ (wörtlich „Juwelen-Stadt“) heißt. Allerdings sprechen die Seher auch von 99 Puras.
Sri Aurobindo beschreibt in „The Secret of the Veda“ das Wirken Agnis auf den verschiedenen Ebenen folgendermaßen:
„Er ist das Feuer, das zubereitet und vervollkommnet; er ist auch das Feuer, das assimiliert und die Hitze der Energie, die formt. Er ist die Lebens-Hitze und erzeugt den Saft, den „Rasa“ in den Dingen, die Essenz ihres substanziellen Wesens und die Essenz ihrer Wonne. Ebenfalls ist er der Wille im Prana, der dynamischen Lebens-Energie, und vollzieht in dieser Energie dieselben Funktionen. Verschlingend und genießend, läuternd, zubereitend, assimilierend und formend steigt er immer höher und verwandelt seine Mächte in […]