Teil 1: Die Revolution des Yoga in der Bhagavadgita – mitten im Leben gelebte Bewusstheit und Erwachen zur eigenen Bestimmung.
Geht man auf die Suche nach den großen Texten des Yoga, so führt an der Bhagavadgita kein Weg vorbei. In unzählige Sprachen übersetzt, gehört sie heute in Ost und West zu den populärsten Texten der hinduistischen Kultur. Im lebendigen Stil eines Lehrgesprächs verfasst, ist die Bhagavadgita nicht nur flüssig zu lesen, sondern erscheint in vielen Teilen sogar leicht verständlich.
Popularität als hinduistischer Text
Allerdings handelt es sich nicht bei allem, was man hier schnell zu verstehen glaubt, automatisch um die Weisheit des Yoga. Ganz im Gegenteil, ihre große Popularität in Indien erlangte die Bhagavadgita vor allem durch ihre Verehrung als heilige Schrift des Hinduismus. Tatsächlich ist der Text als Gespräch zwischen dem hinduistischen Gott Krishna und seinem gelehrigen Schüler Arjuna angelegt. Gott Krishna offenbart darin die bedeutendsten Lehren der hinduistischen Religion. So entwickelte sich die Bhagavadgita zu einer der wichtigsten heiligen Schriften zur Legitimierung des hinduistischen Kastensystems. Letztendlich wird Arjuna von Krishna sogar dazu aufgefordert, als Mitglied der Kriegerkaste seinen Kastenpflichten nachzukommen und in den vermeintlich gerechten Krieg zu ziehen. Mit dem Ende der Bhagavadgita sollte mit göttlicher Legitimation die größte und grausamste Schlacht ausbrechen, die je in der hinduistischen Literatur beschrieben wurde.
Das verborgene Fruchtfleisch des Yoga
Man kratzte jedoch nur an der Oberfläche ihrer Schale, würde man die Bhagavadgita ausschließlich als „Bibel“ der Hindus verstehen. Unter der hinduistischen Schale liegt das Fruchtfleisch des Yoga verborgen. Im Laufe ihrer über mehrere Jahrhunderte andauernden Entstehungsgeschichte wurden so auch zahlreiche Texte zur Philosophie und Praxis des Yoga aufgenommen. Und diese Texte des Yoga haben es in sich. Es sind die in den hinduistischen Gesamtzusammenhang eingefügten Lehren yogischer Weisheit, die die Bhagavadgita zu einem der revolutionärsten Texte machten, welche die fast dreitausend Jahre zurückreichende Tradition des Yoga in Indien je hervorbringen konnte.
Das Üben mit der Bhagavadgita kann jedoch deutlich machen, dass es im Yoga letztendlich um viel mehr geht. Yoga kann auch mitten im Leben geübt werden.
Der Weg nach innen und wieder zurück in die Welt
Viele Millionen Menschen erleben heute die segensreichen Wirkungen der Körperpraxis des Hatha-Yoga, die allgemein als „Yoga“ bezeichnet […]