Der Inhalt dieses Artikels ist Teil einer Spurensuche, um die weibliche Seite der Geschichte des Yoga zu erforschen. Texte sind eine wichtige Quelle dafür. Draupadi ist eine der schillerndsten und vielschichtigsten Persönlichkeiten des großen Epos Mahabharata.
Das Mahabharata
Das Epos Mahabharata ist in der Zeit zwischen den ersten Jahrhunderten vor und dem 3. Jh. n. Chr.1 im Kontext des Brahmanismus2 aufgeschrieben worden. Vermutlich ist es bereits lange vorher mündlich von Generation zu Generation weitererzählt worden.
Mit achtzehn Büchern und hunderttausend Doppelversen ist es eines der umfassendsten Epen der Weltliteratur. Es enthält die berühmte Bhagavadgita3 und viele andere Texte, die eine Vielzahl religiöser und philosophischer Fragen berühren. Im ersten Buch heißt es, es sei ein Text über Artha (materielle Grundlage des Lebens), Dharma (Leben in Übereinstimmung mit den universellen Gesetzmäßigkeiten und der individuellen Lebensaufgabe) und Kama (das Leben genießen).4
Besonders in der Bhagavadgita ist Yoga ein Thema5 und wird unterschieden in den Yoga
- des Wissens – Jnana-Yoga
- der Tat – Karma-Yoga
- der Hingabe – Bhakti-Yoga
- der Meditation – Dhyana-Yoga
Der gesamte Text besteht aus Dialogen. Es werden darin Geschichten erzählt und philosophische Fragen diskutiert. Bis heute ist das Epos einer der populärsten Texte in Indien, mehrfach verfilmt, in Comics und Literatur immer wieder nach- und neu erzählt.
Frauen im Mahabharata
Die Frauen im Mahabharata zeigen ungewöhnliche Charaktere und Karrieren, von der Fischerstochter Satyavati, die zur machtvollen Königin wird, oder der treu ergebenen Ehefrau Gandhari, die aus Loyalität zu ihrem blinden Ehemann eine Augenbinde trägt, bis zur selbstbewussten Asketin Sulabha, die sich im philosophischen Wettstreit behauptet, und vielen mehr. Der Text bewegt sich zwischen Religion, Geschichte, Mythos, Nostalgie und Lehrschrift.
Draupadi
Draupadi kommt unter den Frauen im Mahabharata eine Hauptrolle zu. Ihre Geschichte wird immer wieder neu erzählt. Sie wird als Frau, Göttin, mythische Heldin, Prototyp der indischen Ehefrau, Gelehrte und Rebellin dargestellt. Sie ist Inspiration für konservative, feministische und sozialkritische Autorinnen und Autoren. Die, die im Mahabharata „entkleidet“ wird und durch göttlichen Beistand nicht nackt dasteht, steht immer wieder auf in neuem Gewand.
Die Geburt Draupadis war ein ungewöhnliches Ereignis.6 Ihr Vater war Drupada, König von Panchala. Allerdings kam sie ohne das Zutun ihrer Eltern auf die Welt. Sie erschien aus dem Feuer eines Opferrituals, das der […]