Wie viele Menschen und, ja selbst wie viele Yogalehrer können Pratyahara erklären? Haben Sie je ein Buch über Pratyahara gesehen? Kennen Sie einige wichtige Techniken des Pratyahara? Gehört es zu Ihren Yoga-Übungen? Wenn wir Pratyahara nicht verstehen, fehlt uns ein integraler Bestandteil des Yoga, ohne den das System nicht funktioniert
Yoga ist ein umfangreiches System spiritueller Methoden für das innere Wachstum. Darum hat der klassische Yoga acht Glieder, die jeweils ihren eigenen Platz und ihre eigene Aufgabe haben. Von diesen ist Pratyahara wahrscheinlich am wenigsten bekannt. Als fünftes von acht Gliedern nimmt Pratyahara jedoch einen zentralen Platz ein. Manche Yogis zählen es zu den äußeren Aspekten des Yoga, für andere ist es ein innerer Aspekt. Beides ist richtig, denn Pratyahara ist ein Bindeglied, wie eine Tür zwischen den inneren und äußeren Aspekten des Yoga, und es zeigt uns, wie wir von der einen Seite zur anderen gelangen.Wir können nicht unmittelbar von den Asanas zur Meditation übergehen. Das wäre ein Sprung vom Körper in den Geist, ohne darauf zu achten, was dazwischen liegt. Damit dieser Übergang gelingt, müssen wir die Atmung und die Sinne, die Körper und Geist verbinden, in den Griff bekommen und entwickeln. Darum brauchen wir Pranayama und Pratyahara. Mit Pranayama beherrschen wir unsere vitalen Energien und Impulse, mit Pratyahara meistern wir die unruhigen Sinne. Eine erfolgreiche Meditation setzt beides voraus.
Was ist Pratyahara?
Der Begriff Pratyahara besteht aus zwei Sanskritwörtern, nämlich prati und ahara. Ahara bedeutet „Nahrung“ oder „etwas, was wir uns von außen zuführen“. Prati ist eine Präposition, die „gegen“ oder „weg“ bedeutet. Pratyahara bedeutet wörtlich „Beherrschung des Ahara“ oder „Meisterung äußerer Einflüsse“. Man kann es mit einer Schildkröte vergleichen, die ihre Beine einzieht. Der Schild ist der Geist, die Sinne sind die Gliedmaßen. Das Wort wird meist mit „Rückzug der Sinne“ übersetzt, aber das ist nicht alles.
Im Yoga gibt es drei Ebenen des ahara. Die erste ist die physische Nahrung, die dem Körper die benötigten fünf Elemente liefert. Die zweite sind Eindrücke, die subtilen Substanzen, die mit Tönen, Bildern, Berührungen, Geschmäckern und Gerüchen den Geist ernähren. Auf der dritten Ebene befinden sich unsere Beziehungen, also die Menschen, die uns nahe stehen und Nahrung für unsere Seele sind, weil sie uns Sattva, Rajas und Tamas […]