Yogaphilosophie, lebendig und erlebbar: die göttliche weibliche Energie aus der Sicht des non-dualen Tantra.
In der non-dualen tantrischen Philosophie wird das absolute universelle Bewusstsein als Paramashiva bezeichnet. Zwei voneinander untrennbare Aspekte dieses absoluten Bewusstseins sind Shiva und Shakti.
Als Menschen durchleben wir unterschiedliche Bewusstseinszustände, die von glücklich und zufrieden über nachdenklich bis hin zu tieftraurig reichen. Dabei sind Shiva (Bewusstsein) und Shakti (Kraft / Energie) auf universeller und auf individueller Ebene, also z.B. auf der menschlichen Ebene, als Kräfte präsent. Beide machen das absolute Bewusstsein gleichwertig aus.
Die non-duale tantrische Philosophie besagt, dass Shiva, wenn er nach innen geht, um sein eigenes Glück zu erfahren, Shakti – der Kraft-Aspekt – ist. Genauso, wie dir dein Bewusstsein ermöglicht, die unterschiedlichen Erfahrungen deines Lebens zu erleben, sind alle kreativen Aktivitäten der Shakti-Energie im Universum möglich, weil sie vom Bewusstsein (Shiva) gehalten werden.
Das heißt nicht, dass Shakti durch Shiva kontrolliert wird, denn beide Aspekte bedingen einander. Demnach muss das Bewusstsein, das Shiva ist, durch Shakti bemächtigt sein.
Shiva ist ohne Shakti wie tot. Sinnbildlich und auf eine vereinfachte Ebene gebracht, ist damit gemeint, ohne Kraft zu sein, also außerstande zu sein, etwas zu tun. Shakti trägt als jene Kraft, die Dinge in Bewegung setzt, unzählige Aspekte in sich. In der Tradition wird die Manifestation oder Verkörperung der Shakti oftmals durch Göttinnen dargestellt, die wiederum unterschiedlichste Aspekte und Qualitäten in sich tragen, und deren Geschichten unsere Imagination anregen.
Bin ich göttlich?
Non-duales Tantra sagt: Ja, du bist göttlich. Doch die Formen und Qualitäten deiner göttlichen Natur sind im Bewusstsein verborgen. Deine Konditionierungen und die Bedingtheit deiner limitierten Wahrnehmung lassen dich oftmals nur dein physisches und durch deine Persönlichkeit gekennzeichnetes Selbst erkennen. Dabei bleiben dein Mitgefühl, deine Courage und die Schönheit deines inneren Selbst oftmals unentdeckt.
Ein Weg, deine innere Landschaft zu entdecken, liegt in der Fähigkeit zur Imagination und in der Meditation. Hier arbeitet Shaiva-Tantra gerne mit den verkörperten weiblichen Energien der hinduistischen Göttinnen.
Die göttliche weibliche Energie
Im Tantra wird Kraft oder Energie als ein Aspekt des Göttlich-Weiblichen gesehen, als Shakti. Denken wir hierbei mal an die recht bekannte Göttin Kali, eine der unzählig vielen Manifestationen der Shakti-Energie. In einer beliebten Abbildung steht Kali mit ausgestreckter Zunge und einer Halskette […]