Nur dem Berufenen, so heißt es, offenbart sich der Weg nach Shambhala. Doch welches Geheimnis wartet in diesem verborgenen Königreich, um das sich so mannigfache Mythen ranken?
Zahlreiche Mythen aus Indien, Tibet, Zentralasien, China und der Mongolei berichten von einem verborgenen Königreich namens Shambhala, das sich irgendwo zwischen den schneebedeckten Gipfelketten des Himalaya und des Altai-Gebirges befinden soll. Sie schildern Shambhala als ein spirituelles Weltzentrum, wo die zur Unsterblichkeit aufgestiegenen Meisterseelen ein glückliches und sorgenfreies Leben führen. Die Chinesen glauben, dass der Meister Lao-Tse, als er Unsterblichkeit erlangte, auf den Jadeberg im „Paradies des Westens“ ging, wo sich der Juwelenpalast der sagenumwobenen „Königin-Mutter des Westens“ befinden soll. Dort soll auch der legendäre König Mu (um 1000 v. Chr.) geweilt haben, nachdem er zuvor die Gipfelkämme des Kunlun-Gebirges überschritten hatte: „Die Königin-Mutter des Westens sang dem König ein Lied vor, und der König stimmte ein. Es war ein sehr rührendes Lied. Dann sah er auch, wo die Sonne einkehrt, die täglich zehntausend Meilen weit läuft.“1
Den Mongolen galt Shambhala als ein Ort, an dem besonders tapfere Krieger wiedergeboren werden – eine Art zentralasiatisches Walhalla, ein Himmel gefallener Helden, die als Lohn ihrer Kampfesmühen ewiges Leben erben. Daher kommt es auch, dass Sukhe Bator, der Nationalheld der Mongolei, im Unabhängigkeitskampf gegen chinesische und weißrussische Truppen ein Marschlied folgenden Wortlauts komponierte:
Chang Shambhala Dayin,
Der Krieg Shambhalas im Norden!
Laßt uns in diesem Krieg fallen,
Um wiedergeboren zu werden
Als Ritter des Herrschers
von Shambhala!2
Die Bewohner des Hochlands von Tibet glauben, dass die Wiedergeburt ihres Nationalhelden Gesar Khan sich „im nördlichen Shambhala ereignen wird, wo er sich mit jenen Anhängern und Anführern vereinigen wird, die ihm in seinem vorherigen Leben gefolgt sind.“ Mit einer gewaltigen Streitmacht wird er dann „das Böse zerstören und Gerechtigkeit und Wohlergehen wieder über alle Länder bringen.“3 Die Oiroten, ein westmongolischer Stamm, der südlich des Altai-Gebirges lebt, erzählen sich eine ähnliche Version des Shambhala-Mythos. Sie erwarten ein Neues Zeitalter des Wohlergehens und Glücks, das mit dem Kommen des „Weißen Burkhan“ anbrechen wird. Sein Vorbote, der heilige Oirot, wird seinen Gläubigen auf einem weißen Pferd erscheinen.
Im Hinduismus wird davon ausgegangen, dass am Ende des gegenwärtigen Zyklus – des Kali-Yuga, des dunklen Zeitalters – der höchste […]