Die Transformation des Menschen oder der „supramentale“ Körper: Die Vision von Sri Aurobindo, Der Mutter und Satprem
Die Erlangung von Unsterblichkeit ist seit ältester Zeit eine Zielsetzung der verschiedensten religiösen und spirituellen Traditionen, beinhaltet aber in der Regel nicht die physische Unvergänglichkeit des Menschen. Es geht vielmehr um die Verwirklichung des unsterblichen Selbstes in uns, des Atman, wodurch auf der Bewusstseinsebene der Tod überwunden wird. Oder es geht um einen erhofften ewigen, glückseligen Zustand im Jenseits, abseits der physischen Welt. Nur einige wenige Yogis sind über diese Zielsetzung hinausgegangen und haben eine spirituelle Transformation des Menschen einschließlich des Körpers angestrebt. Sie versuchten, dessen vorgegebene genetische Programmierung der Vergänglichkeit, verbunden mit Alter, Krankheit und Tod, zu überwinden. Dies trifft zu für einige Seher des Rig-Veda, für die südindische Siddha-Tradition und deren Kriya-Yoga, für manche Yogis im Tantra und im Hatha-Yoga sowie für Sri Aurobindo (1872–1950) und seinen integralen Yoga. Seine Bemühungen wurden fortgesetzt von seiner spirituellen Gefährtin, der Mutter (Mirra Alfassa, 1878–1973), sowie von ihrem Schüler Satprem (1923–2007), der sich ganz speziell für den Yoga der Körper-Transformation interessierte und in zahlreichen Büchern darüber berichtete.
Sri Aurobindos integraler Weg
Sri Aurobindo erhielt auf Wunsch seines Vaters eine Ausbildung in England. Nach seiner Rückkehr nach Indien im Jahr 1893 widmete er sich dem Studium der indischen Kultur und Geschichte und lernte Sanskrit, die Sprache der Veden, der Upanishaden und der Bhagavadgita. Zunehmend beschäftigte ihn das Ideal der Unabhängigkeit für sein Land, und er wurde im ersten Jahrzehnt des 20. Jhs. zu einer führenden Persönlichkeit in der Freiheitsbewegung. Erst relativ spät begann er sich für Yoga zu interessieren und begann 1904 mit Pranayama-Übungen. Drei Jahre später machte er im Verlauf einer Meditation mit einem Yogi die Erfahrung der ewigen inneren Stille, des raumlosen, unbegrenzten Brahman. Einige weitere Erfahrungen folgten, u.a. während eines einjährigen Aufenthalts in einem britischen Gefängnis in Kalkutta, als er inmitten schwierigster Umstände die Welt um sich herum als eine Manifestation Krishnas, des Göttlichen, wahrnahm. Im Jahr 1910 zog er sich aufgrund einer inneren Weisung nach Pondicherry zurück, einer französischen Kolonie südlich von Madras (heute: Chennai) an der Südostküste Indiens. Dort entwickelte er hinfort seinen Yogaweg. Darüber hat er ausführlich berichtet, nicht nur in zahlreichen Briefen an Schüler, sondern auch in […]