Über die Alchemie des gebrochenen Herzens: Die Wanderpoetin, die sich nach Krishna verzehrte.
Vergiss die Liebe nicht:
Sie wird dir all die
Verrücktheiten bringen,
die du brauchst,
um dich quer durch das
ganze Universum
zu entfalten.
Mirabai
Singend und tanzend, sich nach ihrem geliebten Gott Krishna verzehrend, zog im 16. Jahrhundert eine edelgeborene Frau als Wanderpoetin durch Indien. Vom einfachen Volk geliebt, von ihrer königlichen Familie für verrückt erklärt, war sie selbst jedoch gleichgültig gegenüber Ruhm und Schmach. Selbst die Mordanschläge, die auf sie ausgeübt wurden, konnten ihr nichts anhaben. Alles, was für sie zählte, war Krishna, Gott der allumfassenden Liebe. Wer war diese ungewöhnliche Frau, die immer noch in ganz Indien verehrt wird, der Tempel und Festivals gewidmet sind, und deren Name so untrennbar von dem Krishnas ist wie der seiner geliebten Radha?
Die Frau hieß Mirabai (auch: Meera) und gilt als eine der größten Heiligen Indiens. Mirabai war Poetin, Sängerin und Mystikerin aus Nordindien, die Reichtum und Status aufgab, um den unsichtbaren Fußspuren ihres Gottes Krishna zu folgen und sich der göttlichen Liebe vollends hinzugeben. In ihrer spirituellen Ekstase verfasste sie unzählige Gedichte und Bhajans, religiöse Lieder, die auch heute noch gesungen und vertont werden.
Die genauen Einzelheiten ihres Lebens sind unklar, und es nicht sicher, was Fakt ist und was Legende. Gelehrte haben jedoch versucht, Mirabais Biographie aus literarischen Quellen zusammenzustellen, in denen sie erwähnt wurde. Viele der Geschehnisse ihres Lebens werden zudem in den von ihr verfassten Gedichten erzählt.
Kindheit
Mirabai wurde gegen Anfang des 16. Jahrhunderts im indischen Staat Rajasthan in eine königliche Familie hineingeboren. Ihre große Frömmigkeit zeigte sich schon im Kindesalter. So heißt es, dass eines Tages ein Sadhu ihre Eltern besuchte. Er trug eine schöne Krishna-Statue mit sich, in die sich Mirabai sogleich verliebte. Sie flehte den Sadhu an, ihr die Figur zu überlassen, aber dieser schlug ihr die Bitte ab. Vor lauter Kummer darüber verweigerte Mirabai das Essen. In der gleichen Nacht erschien Krishna dem Sadhu in einem Traum und befahl ihm, sein Bildnis Mirabai zu überlassen. Daraufhin kehrte er in ihr Elternhaus zurück und tat, wie ihm geheißen. Die überglückliche Mirabai trug die Statue von nun an stets […]