Was genau bedeutet eigentlich Samadhi, welche Arten davon kann man unterscheiden, und warum ist Samadhi im Yoga essenziell? David Frawley über unsere innere Bestimmung und die Glückseligkeit, die darin liegt.
Yoga wird im Yogasutra als Samadhi definiert. Dennoch wissen nur wenige Yogapraktizierende, was Samadhi ist oder wie man sich ihm annähert. Ohne ein Verständnis von Samadhi kann man allerdings auch Yoga nicht im eigentlichen Sinne des Begriffs verstehen.
Samadhi ist eine vollkommene Kohärenz und Sammlung des Geistes, wobei der Geist vollständig mit der Fähigkeit des Sehens vereint ist, so dass er seine getrennte Natur verliert und mit reinem Bewusstsein und reiner Glückseligkeit verschmilzt. Samadhi ist der höchste Aspekt der Yogapraxis als völlige meditative Absorption, die uns jenseits von Körper und Geist sowie jenseits von Geburt und Tod führt.
Samadhi im Yogasutra
Das Yogasutra definiert Yoga wie gesagt als Samadhi. Yoga als Chitta-Vrtti-Nirodha oder Kontrolle des Geistes (YS I.2) stellt eine Beschreibung von Samadhi dar. Das letztendliche Ergebnis davon – „tadā draṣṭuḥ svarūpe avasthānam“ / „Dann ruht der Seher1 in seiner Selbst-Natur“ (YS I.3) – ist eine Definition von Nirvikalpa-Samadhi, dem höchsten Samadhi.
Jedes Kapitel des Yogasutra hat Samadhi zum Hauptthema.
- Der Text beginnt mit dem Samadhi-Pada, dem Kapitel über Samadhi, in dem seine Natur und seine Notwendigkeit beschrieben werden.
- Als Ziel der Yogapraxis oder der Sadhana wird Samadhi im zweiten Abschnitt des Yogasutras definiert: im Sadhana-Pada, das uns auf Samadhi vorbereitet.
- Samadhi, auch Samyama genannt, ist die Basis der yogischen Kräfte und Fähigkeiten, um die es im dritten Kapitel, dem Vibhuti-Pada, geht.
- In seiner voll entwickelten Nirvikalpa-Form, die uns jenseits allen Denkens führt, ist Samadhi die Grundlage von Kaivalya, dem natürlichen Zustand des Purusha oder des inneren Selbstes. Damit beschäftigt sich das vierte Kapitel als Höhepunkt des Sutra.
Das Wort „Samadhi“ ist – wie viele yogische Begriffe – schwer zu übersetzen, weil es im Englischen und in anderen Sprachen kein Äquivalent dafür gibt. Es ist grob (und falsch!) definiert worden als eine Art von Trance, ein Askesezustand, eine mystische Erfahrung, als verändertes Bewusstsein oder gar als Wahnvorstellung. In Wahrheit ist Samadhi jedoch ein Zustand unmittelbaren Gewahrseins in reinem Bewusstsein jenseits aller Konzepte, Motive und Erfahrungen des Geistes. Er kann nicht in bloße Worte, in Logik, Informationen oder Theorien gepresst werden.
Samadhi folgt […]