Vom Yoga der inneren Schatzsuche bis zum modernen Körperyoga
Beschäftigt man sich mit den heiligen Schriften des Hinduismus, so stoßen wir hier nicht nur auf Göttermythen oder Ritualbeschreibungen. Fast alle Texte enthalten auch Einschübe zum Yoga. Es geht allerdings nicht um Yoga im Sinn der allseits bekannten Körperübungen. Man liest von Yoga als spirituellen Wegen einer inneren Schatzsuche.
Von der ersten Yoga-Erfahrung zum Yoga der Meditation
Wie hat nun alles angefangen? Wenn wir nach den ältesten uns überlieferten Texten des Yoga suchen, dann werden wir im Veda fündig, dem heiligen Urtext des Hinduismus. Der Blick hat sich auf die „upanishad“ genannten Abschnitte zu richten, die ab dem 7. Jahrhundert v. Chr. in den Veda aufgenommen wurden. Die Upanishaden berichten davon, wie man damals entdeckte, dass dem religiösen Menschen viel mehr Möglichkeiten offen stehen als das allgemein übliche Darbringen von Opfern, um die Götter gnädig zu stimmen. Die ersten Yogis waren zu einer ganz neuen Erfahrung durchgebrochen. Sie erwachten zu einem ursprünglichen Leben, das grundlegender ist als die Götter im Himmel. Dieses Leben war nicht vor dem Opferaltar im Tempel oder sonst wie außerhalb des Menschen zu finden. Die Upanishaden weisen den Weg nach innen, um dort zur Erfahrung einer über allem Begreifen und Denken liegende innere Mitte zu erwachen. Die Texte sprechen von der Erfahrung des Brahman (Absolutes) oder des Atman (Selbst). Bald taucht auch zum ersten Mal der Begriff „yoga“ (wörtl. „Einung“) auf, noch aber im Sinn der Erfahrung einer inneren Einung. Yoga bedeutete somit zu Beginn keine Körperpraxis. Es ging nicht einmal um eine Übung. Wer von Yoga sprach, meinte die Erfahrung des göttlichen Selbst im Inneren des Menschen. Ohne Übung waren einige wenige Meister intuitiv zu einem inneren Schatzes durchgebrochen, den sie Yoga nannten.
Die Upanishaden beschreiben nun, wie sich um diese ersten Meister der inneren Schatzsuche Schüler scharten, die ersten kleinen Yogazirkel. Wir können lesen, wie dann die ersten Übungen entwickelt wurden, die auf dem Weg zur Yoga-Erfahrung hilfreich wirken sollten. Diese Übungen nannten die Meister gleichfalls Yoga. Von nun an verstand man unter Yoga nicht nur die Erfahrung der inneren Einung, sondern auch die Übungspraxis, die solches Erfahren förderte. Allerdings kannte man immer noch keine Körperübungen. Man zog sich in Enthaltsamkeit aus der Gesellschaft […]