Spirituelle indische Musik ist niemals nur oberflächliche Unterhaltungsmusik, sondern trägt tiefe spirituelle Wurzeln in sich, die einer alten sakralen Tradition entspringen
Es ist ein wunderschöner lauer Sommerabend. Der Saal in der Arbeiterwohlfahrt in München wirkt ausnahmsweise sehr gemütlich, ja fast schon familiär. Während Krishna Das spielt, singen die meisten Besucher mit und viele wiegen sich im Rhythmus zu den Kirtans und Bhajans, den heiligen Gesängen Indiens. Auch mich berührt seine Musik. Seine indischen Gesänge, die gerade im Bhakti-Yoga eine große Rolle spielen, sind viel mehr, als einfach nur Lieder, die heruntergespielt werden. In gewisser Weise wirken diese Klänge wie ein kleines Geheimnis auf mich. Auch während ich einige Monate später die Lieder seiner neuen CD „Door of Faith“ höre, scheint jede Zelle meines Körpers mitzuschwingen. Sie alle scheinen durch die tiefe Kraft der Klänge ebenso bewegt und berührt wie mein Herz und meine Seele.
Mein eigener Körper wird zu einer lebendigen Klangresonanz. Und jeder Mensch, der sich dem Klang einer Silbe, eines Wortes oder eines Liedes einmal vollkommen hingegeben hat, weiß aus eigener Erfahrung, dass sie auf jedes Atom des Körpers eine Wirkung haben können. Die Schwingung eines Klangs und einer Silbe wirkt sich auf jeden Körper aus, mit dem sie in Verbindung kommt, auch wenn dies nicht immer sichtbar ist. Und je nach Absicht und Inhalt können sie diesen Körper sogar mit einer gewissen Kraft aufladen.
Welche Wirkung Klänge auf den physischen Körper haben können, wird zum Beispiel deutlich, wenn man indische Schlangenbeschwörer betrachtet. Durch das Spielen ihrer Pungi – einem einfachen Blasinstrument – können sie Kobras und andere Schlangen aus der Nachbarschaft herbeilocken. Irgendetwas wirkt durch den Klang der Pungi so sehr auf ihr Nervensystem, dass sie sich wie hypnotisiert zum Klang der Pungi hingezogen fühlen. Dabei vergessen sie jeden Instinkt, sich vor dem Angriff des Menschen oder anderer Kreaturen zu schützen. Sie sehen nichts um sich herum, sondern sind vollkommen in Ekstase versunken, heben den Kopf und bewegen ihn so lange rhythmisch nach rechts und links, bis die Pungi verstummt.
Klang & Gefühle
Dass nicht nur Schlangen, sondern auch Menschen von der indischen Musik mit ihren Gebeten und Gesängen berührt werden, liegt an der Beschaffenheit der indischen Musik, die sich auf Mathematik, Astrologie, und Psychologie begründet.