Wie auch der Yoga, strebt die Homöopathie danach, den Fluss des Prana zu seiner Bestimmung zu führen. Im Westen wird sie seitens der Schulmedizin und vieler Medien zunehmend diskreditiert, in Indien hingegen erlebt sie eine weite Verbreitung und rege Anwendung.
Während sich der Yoga, und in seinem Gefolge auch der ehrwürdige Ayurveda, beginnend in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts, allmählich im Westen ausbreitete und inzwischen auch im hintersten Winkel unserer Republik Asanas praktiziert werden, gab es – hierzulande weitestgehend unbemerkt – eine ebensolche Bewegung in die andere Richtung vom Westen nach Indien: Die Homöopathie, made in Germany, hat Indien erobert.
So ist Indien gegenwärtig das Land, in dem die Homöopathie am stärksten verbreitet ist und am meisten angewendet wird: Ca. jeder sechste Arzt in Indien ist Homöopath, und in den staatlichen Ambulanzen, die die große Masse der Bevölkerung versorgen, arbeiten Schulmediziner, Homöopathen und Ayurveda-Ärzte gemeinsam Hand in Hand. Studenten der Medizin können an den staatlichen Universitäten in diesen als gleichwertig anerkannten Methoden promovieren. Der indische Dichter und Literaturnobelpreisträger Rabindranath Tagore war Homöopath, und der Vater der indischen Nation, Mahatma Gandhi, war bekennender Fan der Homöopathie.
Verwunderlich ist der Erfolg der Homöopathie in Indien sicherlich nicht, angesichts einer tief verwurzelten Spiritualität und des Glaubens an nicht-materielle Wirklichkeiten, der auch den Yoga durchdringt. Im Westen hingegen weht ihr ein rauer Wind um die Ohren. Durch den deutschsprachigen Medienwald raunt ein Abgesang auf ihre Existenz. Interessengruppen versuchen sie aus Universitäten, Krankenkassen oder Apotheken zu vertreiben, und in den USA müssen die Verpackungen homöopathischer Arzneien neuerdings einen Warnhinweis enthalten, dass diese nicht „wissenschaftlich“ seien.
Es gibt keine Materie, sondern nur ein Gewebe von Energien, dem durch intelligenten Geist Form gegeben wurde. Dieser Geist ist Urgrund aller Materie.
Max Planck
Die Medizin, die bei der Lebenskraft ansetzt
Aber kann eine Medizin, die „Lebenskraft“ behandelt, informiert und umwandelt, überhaupt wissenschaftlich sein, das aktuelle materialistische Paradigma der Schulmedizin vorausgesetzt? Eine „Lebenskraft“ wird von der Schulmedizin bestritten oder auf eine „Vitalität“ reduziert, die in etwa der Spannung eines Akkus entspricht, als ob Lebewesen Maschinen seien, die ausschließlich durch das Zusammenspiel ihrer Teile funktionieren. Homöopathie oder Yoga erkennen hingegen eine geistartige Wellendynamik der Lebenskraft an, die zwar nicht nachweisbar, aber für jeden fühl- und spürbar ist. So werden schulmedizinisch lediglich „Teile“ untersucht, behandelt, operiert, bekämpft oder substituiert. Ganzheitliche Medizin versucht hingegen die Welle oder das Feld zu informieren, umzustimmen und zu lenken.
Im uralten Yoga wird diese „Lebenskraft“ Prana genannt, und die Praxis des Yoga sucht immer danach, diesen Fluss der Energie zu seiner Bestimmung zu führen, und ist somit der Homöopathie in Absicht und Philosophie verwandt. Ähnlich wie der Yoga, setzt auch die Homöopathie eine „Bestimmung“ voraus, im Sinne einer spirituellen Entwicklung. Motor dieser spirituellen Entwicklung ist das Rad des Karma, welches derselben Gesetzmäßigkeit folgt, die in der Homöopathie als Grundlage der Arzneifindung dient: „Ähnliches wird durch Ähnliches geheilt.“ Eigentlich hätten die Inder die Homöopathie erfinden müssen.
Was der Blick über den Tellerrand zeigt
Dabei hat die Quantenphysik die Grenzen der Wissenschaft eigentlich schon geweitet: Das berühmte Doppelspaltexperiment zeigt, dass Elektronen ebenso wie Lichtquanten gleichzeitig Teilchen und Welle sind, zugleich an einem Ort und auch überall. Also ein pragmatisches Miteinander von unterschiedlichen Perspektiven, die sich gegenseitig ergänzen, weil verschiedene Blickwinkel zusammen eine vollständigere Abbildung der Wirklichkeit sichtbar werden lassen.
In der wissenschaftlichen Medizin kann ohne Wirkstoff und Zielorgan kein Wirkmechanismus erklärt werden. Beides kann aber die Homöopathie als Schwingungsmedizin noch nicht in einer eindeutigen Kausalität liefern. Hieraus folgern Anhänger der so genannten Skeptikerbewegung, dass positive Studien zur Wirksamkeit der Homöopathie bestenfalls Zufall und, dementsprechend, die Homöopathie aus dem medizinischen Alltag zu verbannen sei.
Dabei liegen über 200 randomisierte und placebokontrollierte, also dem höchsten wissenschaftlichen Anspruch genügende Doppelblindstudien zur Homöopathie vor, die mehrheitlich ihre Wirksamkeit im Vergleich zu Placebos bestätigen. Auch lassen sich inzwischen mit den feinsten Elektronenmikroskopen spezifische Nano-
partikel in Hochpotenzen nachweisen, also ein stofflicher Träger der Information des Arzneimittels.
Zwar sind unsere Geräte und Technologien seit der Erfindung des Computers im Informationszeitalter angekommen, dennoch sträuben sich noch so manche Wächter der medizinischen Lehre, mehr als „Teilchen“ im Körper anzuerkennen.
Die medizinische Zunft ist, historisch belegt, äußerst renitent gegen Wandlungen ihrer Perspektive, wie Prof. Ignaz Philipp Semmelweis, der Vater der Hygiene, am eigenen Leib erfahren musste. Nachdem der Chirurg die mangelnde Hygiene als Ursache des damals häufig vorkommenden Kindbettfiebers ausmachte und damit unzählige Frauen rettete, wurde er zeitlebens von der etablierten Ärzteschaft verlacht und seine Theorien als „spekulativer Unfug“ abgetan. Schließlich endete er unter ungeklärten, gewaltsamen Umständen in der Psychiatrie.
Dabei kann ein Blick über den Tellerrand Erhellendes zu Tage fördern: Kuba wurde Zeuge des bisher größten homöopathischen Impf-Feldversuchs1. Über zwei Millionen Einwohner einer bestimmten Region, die typischerweise während der Regenzeit besonders von der epidemischen Leptospirose heimgesucht wurde, erhielten die Erreger der Erkrankung als homöopathische Hochpotenzen (C 200 im ersten und C 10.000 im zweiten Jahr). Während die Anzahl der Krankheitsfälle bei den 8 Millionen nicht „homöopathisch geimpften“ Einwohnern der anderen Landesteile weiter zunahm, ging die Zahl der Krankheitsfälle bei den homöopathisch geimpften massiv zurück. Man stelle sich die Aufregung vor, würde die deutsche Regierung eine „homöopathische Impfung“ zur Abwehr einer Vogelgrippe starten, statt den Grippe-Impfstoff Tamiflu für den Notfall einzulagern!
Aber vielleicht sind nun Kubaner einfach sehr empfänglich für den Placebo-Effekt?
An der Universität Bologna setzte man Weizensprossen dem Gift Arsen aus2. Während man einen Teil dieser vergifteten Sprossen später mit einer homöopathischen Hochpotenz des Giftes behandelte, blieb der andere Teil unbehandelt. Die homöopathisch behandelten Weizenkeime zeigten in der Folge deutlich weniger Schäden durch die Arsenvergiftung als die Unbehandelten. Eine Wiederholung der Studie von Schweizer Ärzten kam zu demselben Ergebnis.
Überhaupt: Unsere Schweizer Nachbarn, die eher für Pragmatismus als für Hokuspokus bekannt sind, haben die Homöopathie fest in ihrem Gesundheitssystem verankert: Sie wird dort an fast allen Universitäten gelehrt und gehört zur Regelleistung der staatlichen Krankenversicherung. Vorausgegangen war dieser Entscheidung eine 7-jährige Prüfung. Die dafür eingesetzte Kommission kam zu folgender Schlussfolgerung: „Die Wirksamkeit der Homöopathie kann unter Berücksichtigung von internen und externen Validitätskriterien als belegt gelten, die professionelle sachgerechte Anwendung als sicher.“ Abschließend sicherte ein Volksentscheid der Komplementärmedizin ihre Verankerung im Schweizer Gesundheitssystem.
Alle Wahrheit durchläuft drei Stufen. Zuerst wird sie lächerlich gemacht oder verzerrt. Dann wird sie bekämpft. Und schließlich wird sie als selbstverständlich angenommen.
Arthur Schopenhauer
Warum kein pragmatisches Miteinander zum Wohle aller?
Woher aber weht der Wind, der gleich der Inquisition die Homöopathie in vielen Medien zu diskreditieren versucht? Das große Geld lässt sich mit der Homöopathie sicherlich nicht verdienen. Eher werden dadurch potenzielle Einnahmen von Pharmafirmen und Agrochemie-Konzernen zunichte gemacht. So erstaunt es dann auch nicht, wenn auf einer zweitägigen Konferenz der GWUP (Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung der Parawissenschaften), die sich sozusagen zur Speerspitze der Anti-Homöopathie-Skeptiker erklärt hat, für einen halben Tag die Vorzüge von Glyphosat und „grüner“ Gentechnik gepriesen werden.
Unabhängige Informationen finden wir, entgegen dem Nimbus der Welt-
enzyklopädie, auch bei Wikipedia nicht: Jimmy Wales, der Gründer dieser „Institution“, hält nichts von Alternativmedizin und hat daher die Veröffentlichung wissenschaftlicher Informationen, die u.a. eine Wirkung der Homöopathie bestätigen, blockiert. YogaWiki ist hier die bessere Alternative.
Die Einflussnahme großer Arzneimittelhersteller auf Studien und Medien ist ein handfestes Problem des Gesundheitssystems, da von staatlicher Seite keine unabhängige Forschung betrieben wird. So hat sich die „Cochrane Collaboration“, die einst ein Synonym für den Goldstandard der evidenzbasierten Medizin war, kürzlich selbst pulverisiert: Aufgrund der Einflussnahme auf Studien zur Wirksamkeit schulmedizinischer Arzneien von Herstellerseite traten mehrere namhafte Mitglieder des Vorstands der Stiftung zurück.
Angesichts von ca. 16.000 bis 25.000 Todesfällen jährlich in Deutschland durch Neben- und Wechselwirkungen schulmedizinischer Arzneimittel (geschätzt vom Bremer Gesundheitsforscher Gerd Glaeske3) sollten wir uns fragen, ob wir nicht ein bisschen mehr Homöopathie wagen wollen? Unstrittig ist die Schulmedizin ein segensreicher Pfeiler unseres Gesundheitssystems und die Behandlung von „Teilen“ eine medizinische Notwendigkeit. Dabei die „Welle“ aus den Augen zu verlieren, hat allerdings fatale Nebenwirkungen.
Auch der Präsident der Bundesärztekammer, Prof. Dr. med. Frank Ulrich Montgomery, fordert einen pragmatisches Miteinander und erklärt: „Es ist eine Tatsache, dass Homöopathie vielen Menschen hilft.“ Welche Möglichkeiten eine Medizin ohne Scheuklappen für die Menschen bieten kann, zeigen Länder wie Indien, Kuba oder Brasilien, in denen aufgrund leerer Kassen nicht die Gewinnmaximierung großer Aktiengesellschaften im Vordergrund steht. Schließlich sollte unsere körperliche, seelische und geistige Gesundheit die einzige Maxime sein, auf der unser Gesundheitssystem gründet.
Vielleicht können wir von Indien den Yoga auf eine solche Weise erlernen, dass er uns befähigt, Teilchen und Welle, Schulmedizin und Homöopathie bzw. Alternativmedizin, zugleich anzuerkennen, ergänzend anzuwenden und so zu unser aller Wohl zu nutzen.
Zum Weiterlesen:
Naturheilkundliche Behandlungsverfahren in der Kritik? Prof. Dr. med. Gustav Dobos im Interview mit Doris Iding. Yoga Aktuell 114, Februar/März 2019.
Literatur
1 www.hpathy.com/homeopathy-papers/homoeopathic-immunisation-against-leptospirosis-in-cuba
www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20674839
2 www.hindawi.com/journals/ecam/2014/851263/
www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16230858
3 www.sueddeutsche.de/wissen/medikamente-und-nebenwirkungen-bis-zu-todesfaelle-durch-medikamente-1.793240
Danke für diesen schönen ganzheitlichen Artikel! Hatte vorher das Interview mit Prof. Dr. Dobos gelesen und fand es ziemlich einseitig und im Grunde hat er „nur“ versucht die Naturheilkunde von allem abzugrenzen, was als Alternativmedizin betrachtet wird. Es sprach unheimlich viel Angst daraus und dieser obidge Artikel hier ist da schon sehr viel umfangreicher und angenehmer zu lesen. Natürlich geht es im Allgemeinen um Ergänzung und Zusammenarbeit mit „Schulmedizin“, dass ist nicht abzustreiten, aber es sollte doch keine Bedrohung sein, wenn es auch gesundheitlich „besser“ verträgliche Alternativen gibt, die aus der Naturheilkunde oder auch anderen Alternativmedizinischen Zweigen kommen, solange sie die Gesundheit unterstützen. Wie hier auch schön erwähnt wird, ist es ja so, dass nun mal viele schulmedizinischen Medikamente auf einem linearen Wirkmechanismus basieren und die komplexen Feedback-Loops nicht mit einbezogen werden oder nur eingeschränkt einbezogen werden können, so dass die schweren Nebenwirkungen auftreten usw. Und daher ist gerade die „evidenzbasierte“ Schulmedizin in vielerlei Hinsicht nicht mehr aktuell und aufgrund von finanziellen Interessen und dem Machtanspruch der Pharmaindustrie die Einbeziehung der Quantenmechanik garnicht oder nur sehr sporadisch erfolgt. Newton’sche Physik ist immernoch das Grundgerüst und diese Physik ist nunmal sehr eingeschränkt nur nutzbar und veraltet. Das zuzugeben fällt der Medizin verständlicherweise sehr schwer, es sit aber nötig. Es gibt nun mal auch besser verträgliche und auch effektive Alternativen ( nicht „nur“ Ergänzungen) zu vielen schulmedizinischen Behandlungsmethoden, und damit sollte offen umgegangen werden, damit auch ein effektiverer Wandel der Medizin und eine schon lange notwenige Entwicklung stattfinden kann. Epigenetik macht diesen Sprung bereits und ist auch schon auf dem Weg bekannter zu werden in einigen Teilen der Welt….nur zu wenig in Deutschland bis jetzt. Dort wird dann bei der Kritik totgeschwiegen, dass der Gründer der Epigenetik auch aus der klassischen Stammzellenforschung kommt und deshalb sehr wohl nicht nur auch evidenzbasiert arbeitet, sondern die Epigenetik gegründet hat, weil er merkte dass die klassische Genetik nicht mit „realistischen“ Annahmen arbeitet und veralteten Methoden…Naja wie dieser Artikel bereits erwähnt: Solange der Hyppokratische Eid in seiner Ganzheit nicht mehr das wichtigste in der Medizin ist und Geld und Macht die stärksten Pfeiler bilden, kann der notwendige Wandel nur schwer stattfinden. Wünschen wir uns alle, dass der schöne Satz aus dem Text oben „Schließlich sollte unsere körperliche, seelische und geistige Gesundheit die einzige Maxime sein, auf der unser Gesundheitssystem gründet.“ eine größere Rolle in der Zukunft hat und eine Entwicklung in diese Richtung stattfindet.