Der Baum (vrikshasana) ist im Gesamtablauf der stehenden Haltungen die logische Folge von tadasana (Berghaltung). In der spirituellen Literatur Indiens kommt der Symbolik des Baumes eine große Bedeutung zu. In seinem weitesten Verständnis symbolisiert der Baum den Kosmos selbst und steht damit für Gesamtheit, Vollständigkeit und Integration. Er wird auch oft als Beispiel für das Zentrum oder die Achse der Welt herangezogen. Seltsamerweise wächst dieser Baum verkehrt mit den Wurzeln nach oben tief in den himmlischen „Boden“ des Absoluten (brahman) hinein und ist mit seinen Zweigen nach unten verflochten in der Welt des Irdischen. Hier stellt er sowohl unerschöpfliche Fruchtbarkeit als auch den endlosen Zyklus der Seelenwanderung von Geburt, Tod und Wiedergeburt dar, was die Yogis als „durchwandern“ (samsara) bezeichnen
Nach einem alten Text ist jeder von uns Menschen wie ein „Baum im Wald“, der aus dem Absoluten heranwächst: “Seine Haare sind Blätter, Seine Haut die Rinde. Sein Fleisch sind die unteren Schichten des Holzes.Die Faser ist stark wie der Muskel.Die Knochen sind das Holz im Inneren. Das Mark ähnelt dem Kern.”
Sich auf diese reiche Symbolik beziehend, vergleicht B.K.S. Iyengar das Wachstum eines Baumes vom Samen bis zur Reife, mit der „spirituellen Entwicklung des Menschen“ (Alle Angaben stammen aus „Der Baum des Yoga“). Der Samen des Individuums, so schreibt er, ist die Seele, „innerhalb derer die Essenz unseres Seins verborgen ist.“ Er vergleicht zudem die einzelnen Bestandteile des Baumes mit den acht „Gliedern“ (anga) der klassischen Yogapraxis: die Wurzeln sind die fünf ethischen Richtlinien (yama), der Stamm die fünf Selbst-Einschränkungen (niyama); die asanas sind die Zweige und das pranayama die Blätter; das Abziehen der Sinne (pratyahara) ist die Rinde; Konzentration (dharana) ist der „Saft, der in den Ästen, Zweigen und dem Stamm …zu den Wurzeln fließt; Meditation (dhyana) ist die Blüte, und das achte Glied, samadhi oder das Bewusstsein vom Selbst, stellt die Frucht dar.
Wirkung
Die Baum-Haltung ist eine ideale Vorbereitung für eine Sequenz, die aus mehreren stehenden Haltungen besteht. Sie stärkt die Beine und Knöchel und öffnet die Leisten und Schultern. Zudem verbessert sie den Gleichgewichtssinn und fördert die Fähigkeit zur Konzentration.
Praxis
Sie beginnen damit, indem Sie sich gegen die Wand lehnen, so wie Sie es bei der Berg-Haltung (tadasana) gemacht haben. Die […]