Teil 1: Kraft – warum die in der Yogapraxis oft unterrepräsentierte Komponente
des Krafttrainings genügend berücksichtigt werden sollte, und wie man sie integrieren kann.
Ein angemessenes Verhältnis zwischen Kraft und Beweglichkeit ist die Voraussetzung für eine effiziente und schonende Nutzung des Bewegungsapparats.
Yoga beansprucht unseren Körper in vielfältiger Weise und bindet Geist und Seele mit ein. Das stellt eine optimale Kombination für einen gezielten Ausgleich zu den Anforderungen des modernen Lebensstils dar. Bei genauerem Hinterfragen des körperlichen Anteils der Asana-Praxis ergibt sich dennoch aus meiner eigenen Erfahrung ebenso wie aus der Beobachtung anderer Yogapraktizierender ein Potenzial zur Optimierung. Wenn man beginnt, Yoga zu üben, profitiert man körperlich sowohl in der Entwicklung der Kraft als auch der Elastizität. Mit der Zeit läuft die Entwicklung dieser beiden Bewegungskomponenten aber nicht mehr synchron. In meiner therapeutischen Arbeit begegnen mir immer wieder Yogapraktizierende, die eine deutliche Muskeldysbalance entwickelt haben. Viele werden immer beweglicher, aber es kommt zu keinem nennenswerten Kraftaufbau mehr, der die Beweglichkeit absichern könnte. Warum bleibt das Thema Kraft im Yoga traditionell unbeachtet? Weil es eine jahrhundertealte Bewegungskultur ist, die in einem bewegungsintensiven, vorindustriellen Leben entwickelt wurde. Heute benötigt der moderne Mensch Ersatz für diese damals im Alltag enthaltene Komponente. Daher sollte der Fokus in der Yogapraxis um den Kraftaspekt erweitert werden, um den vollen Nutzen zu haben.
Die herkömmliche Yogapraxis bietet laut dem Wissen der modernen Trainingslehre nach einer gewissen Zeit keinen ausreichenden Trainingsreiz mehr für den Muskelaufbau. Das wäre aber sehr wünschenswert, da unser bewegungsarmer Alltag eher so aussieht, dass wir immer mehr an Kraft verlieren. Kraft bedeutet für den Körper Schutz vor Verletzungen und Erkrankungen und bietet eine Reserve. Etliche Studien belegen inzwischen, dass Krafttraining viele positive Wirkungen auf den Körper hat und eine hohe Schutzwirkung gegenüber Erkrankungen und der altersbedingten Abnahme der neuromuskulären Leistungsfähigkeit bietet.
Das Hintergrundwissen scheint eine Domäne der Fitnessbranche zu sein, denn in der Yogaszene fehlt es häufig an fundiertem Wissen zum Thema Kraftentwicklung und Kraftzuwachs. So ist es nicht verwunderlich, dass zu wenig Wert auf die Entwicklung dieses Bereiches gelegt wird. Hier steckt ein verschenktes Potenzial des Yoga, das nur wenig Modifikation erfordert!
Ein angemessenes Verhältnis zwischen Kraft und Beweglichkeit ist die Voraussetzung für eine effiziente und schonende […]