Teil 2: Elastizität – Wie kann man die eigene Beweglichkeit durch die Yogapraxis gezielt fördern? Warum Dehnen nicht immer zum Ziel führt, und welche Faktoren für einen beweglichen Körper ausschlaggebend sind – Wissenswertes und Übungen.
Wir lieben am Yoga, dass er uns beweglicher macht – geistig, seelisch und körperlich. Um das körperliche Bewegungsausmaß zu benennen, benutzen wir die unterschiedlichsten Vokabeln. Wir sprechen von Beweglichkeit, Flexibilität, Dehnbarkeit, Geschmeidigkeit oder eben auch von Elastizität. Oft ist es ein Ziel von Yogakursen, dieses Attribut zu fördern. Meist wird dafür das Mittel der Dehnung gewählt. Doch nicht immer führt das tatsächlich zu der gewünschten erhöhten Beweglichkeit. Manch einer kommt einfach nicht weiter. Ebenso undifferenziert sprechen wir von verkürzten Muskeln. Doch nicht jede scheinbare Muskelverkürzung ist wirklich eine. Darin liegt die Ursache, warum Dehnung vielfach nicht mehr oder nur kurzzeitig zu erhöhter Beweglichkeit führt. Es steckt mehr hinter den scheinbar verkürzten Muskeln, als sich auf den ersten Blick zeigt. Ein geheimnisvolles Zusammenspiel verschiedener Aspekte öffnet die Tür zu versteckten Potenzialen. Schauen wir gemeinsam genauer hin!
Der Begriff der Beweglichkeit umfasst physiologisch drei unterschiedliche Aspekte.
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Als Erstes geht es dabei um die Dehnbarkeit der Weichteile, also all der Strukturen, die die Knochen und Gelenke umgeben. Das sind im Wesentlichen Muskeln, Sehnen, Bänder, Gelenkkapseln und Nerven. Bei diesen Körperstrukturen spielt das Kollagen, und somit der fasziale Anteil, eine besondere Rolle. Aus der Faszienforschung wissen wir, dass Kollagen eine Wellenstruktur hat. Diese Wellenstruktur kann ausgezogen werden und sich auf eine bestimmte Länge ausdehnen. Ab der maximalen Längenzunahme ist das Kollagen enorm fest und (zug-)belastungsstabil. Jede Muskelfaser ist von einer dünnen faszialen Schicht umhüllt, die dafür sorgt, dass es bei einer Dehnbeanspruchung eine Begrenzung der Länge gibt, bevor die Muskelfaser ihre Kontinuität verliert, also zerreißt. Das ist sinnvoll und von der Natur so gewollt, denn die Muskelfasern selbst (also die Muskelzellen) sind weich und nachgiebig. Die Muskelfasern werden durch eine weitere fasziale Schicht zu Muskelfaserbündeln zusammengefasst, und viele Muskelfaserbündel bilden am Ende den Muskel, der wiederum eine Umhüllung aus Faszienmaterial aufweist. Die Faszienschichten des Muskels laufen am Anfang und am Ende des Muskels zusammen und bilden die Ursprungs- und die Ansatzsehne, die aufgrund der „Zusammenballung“ des Kollagens eine noch höhere Zugfestigkeit und eine nur geringe […]