Urdhva Dhanurasana: mit stabilem Fundament, geschmeidiger Wirbelsäule und offenem Herzen einen tiefen Ausdruck finden
Wer denkt bei Rückbeugen nicht zu allererst an etwas, das hauptsächlich in der Wirbelsäule geschieht? Aber dieser Eindruck täuscht. Während eine Rückbeuge zwar hauptsächlich Ausdruck in der Wirbelsäule findet, wirkt sie sich auf den Körper insgesamt aus. Es geht um wesentlich mehr, als sich einfach nur nach hinten zu beugen. In dieser vierteiligen Serie möchten wir unsere Herangehensweise an die Verbindungen zwischen der Wirbelsäule und anderen Körperteilen darstellen.
Es gibt ein bekanntes englisches Kinderlied, das dieses Thema sehr schön einleitet:
Toe bone connected to the foot bone
Foot bone connected to the heel bone
Heel bone connected to the ankle bone
Ankle bone connected to the shin bone
Shin bone connected to the knee bone …
Und so geht es weiter bis hoch zum Kopf. Dieses Lied lehrt uns bei aller Einfachheit eine wichtige Lektion. Als Kind lernen wir die verschiedenen Körperteile kennen – das Bein, das Knie, die Hüfte. Später lernen wir auch spezifischere Bezeichnungen – wie etwa Namen einzelner Knochen und Muskeln. Und werfen wir einen Blick durch das Mikroskop, können wir einzelne Muskelfasern, Zellen, sogar Moleküle und Atome sehen. Je mehr wir aber unseren Blick auf einzelne Details richten, desto häufiger übersehen wir dabei etwas sehr Wesentliches: Alles ist miteinander verbunden! Das Rückgrat ist mit dem Becken verbunden, das wiederum mit dem Oberschenkelknochen zusammenhängt usw. Bewusst verzichten wir deshalb zu Beginn auf allzu detailreiche, anatomische Ausführungen und konzentrieren uns stattdessen auf anderen Zusammenhänge.
Ein Kind, das gerade laufen lernt, interessiert sich schlichtweg nicht für Psoas und Co. Es betrachtet sich als etwas Ganzes. Erst unsere Art zu lernen bringt uns dann später bei, zu separieren. In einer Ausbildung zum Yogalehrer lernen wir die verschiedenen Muskeln und Knochen kennen und z.B. auch spezifische Verbindungen dieser Strukturen. Falsch ist diese Herangehensweise dabei keineswegs. Im Gegenteil. Um zu verstehen, wie der Körper funktioniert, ist es notwendig, all diese Elemente zu kennen. Zu selten allerdings betrachten wir, wie diese Einzelteile in Verbindung zueinander stehen. Es ist wichtig, einen Blick ins Detail zu werfen, es ist aber mindestens ebenso wichtig, die größere Perspektive nicht aus dem Auge zu verlieren. In diesem Fall bedeutet das, den Körper in seiner Gesamtheit […]