Eine ruhige Sequenz zum Eintauchen in die eigenen Yin-Qualitäten: Erforsch deine „weiche Seite” und genieß eine entspannende Winter-Asanapraxis mit Barbra Noh
Eines der Schlüsselprinzipien der Philosophie des Ostens ist die Dualität. Im Zuge der Dualität von Tag und Nacht begeben wir uns von einem Zustand des Wachens und der Aktivität in eine Phase der Regeneration und des Schlafes. Ähnlich eröffnen uns Sommer und Winter entgegengesetzte und zugleich komplementäre Qualitäten, innerhalb derer wir die volle Bandbreite unserer menschlichen Daseinserfahrung erleben können.
Das Prinzip der Dualität lehrt uns, dass es für alles einen richtigen Ort und eine richtige Zeit gibt. Es gibt keine Qualitäten, die besser sind als andere, aber bestimmte Qualitäten erzeugen zu bestimmten Zeiten und in bestimmten Situationen mehr Harmonie.
In der Natur können wir ein Pulsieren von sich zusammenziehender und sich ausdehnender Energie beobachten. Im Frühling und im Sommer weitet sich die Energie aus und ist nach außen gerichtet: Bäume sprießen, Blumen blühen auf, Früchte reifen heran und Tiere gebären ihre Jungen. Darauf folgt eine Phase des Zusammenziehens: Die Energie zieht sich nach innen zurück, Bäume, Blumen und Früchte hören auf zu gedeihen, und die Tiere halten ihren Winterschlaf. Auch wir können nicht stets nur in eine Richtung streben. Wir müssen ebenfalls den Puls zwischen der Bewegung nach außen und der Orientierung nach innen finden.
Wenn sich die Natur im Winter zurückzieht, kann das auch für uns eine sehr gute Zeit sein, in uns zu gehen, uns auszuruhen und uns Raum für eine Innenschau und für Momente der Stille zuzugestehen. Besonders wenn du einen extrem aktiven Sommer und ein geschäftiges Jahr hattest und dich stark „nach außen“ betätigt hast, solltest du in Betracht ziehen, in der Winterperiode das Tempo herauszunehmen und dich mit einer ruhigeren Yogapraxis nach innen zu wenden.
In der Yogatradition ist Spanda der Begriff, der das Konzept des Pulsierens zwischen dualen Gegenpolen beschreibt. Die Lebensenergie bewegt sich nicht in geraden Linien oder in nur eine Richtung. Sie bewegt sich in Wellen, sie zieht sich zusammen und dehnt sich aus, sie pulsiert.
Die chinesischen Termini für diese Prinzipien sind Yin und Yang. Yang-Eigenschaften sind: aktiv, dynamisch, hell und sich ausweitend. Yin steht für Eigenschaften wie Weichheit, Nachgiebigkeit, Empfänglichkeit, Passivität und Loslassen. Der Winter ist am meisten von […]