Da wir in der Dualität leben, trägt jeder Mensch auch dunkle Seiten in sich. Warum man sich diesen Schatten besser stellt, anstatt sie zu verleugnen
Haben Sie heute schon gelogen, weil Sie nicht zu Ihrem Fehler stehen wollten? Haben Sie gestern Ihren Yogaschülern mit einem besonders schwierigen Asana imponiert, weil sich Ihr Ego in der Anerkennung anderer immer noch so sonnt? Sind Sie vorhin Ihrer Frau wieder mal so richtig derbe über den Mund gefahren, weil sie Ihr Verhalten kritisiert hat? Haben Sie Ihren Lebensgefährten mit Ihrem Yogalehrer betrogen, weil Sie immer noch die sexuelle Anerkennung von anderen Männern brauchen? Waren Sie in irgendeiner anderen Form besonders gierig, hasserfüllt oder selbstsüchtig? Oder waren es wie immer die anderen, die sich in Ihren Augen danebenbenommen haben?
Ob Sie eine diese Fragen für sich selbst mit „Ja“ beantworten können, oder aber, ob Ihnen bei dieser Frage ein anderer Mensch einfällt: Immer wieder blicken wir sprachlos auf das Verhalten von Freunden und Angehörigen, und manchmal schauen wir uns selbst ratlos bei dem zu, was wir gerade tun – oder auch nicht tun. Tagtäglich werden wir mit unseren dunklen Impulsen und schlechten Verhaltensweisen konfrontiert oder leiden unter dem Fehlverhalten anderer Menschen. Meistens passiert es unfreiwillig, dass unser Schatten sichtbar wird und wir einen anderen Menschen durch unsere maßlose Gier, unsere große Unachtsamkeit, unsere zügellose Sucht oder unser fettes Ego verletzen und seine Bedürfnisse und Nöte übersehen. Oder möglicherweise von den Schatten eines anderen Menschen am Boden zerstört werden. Wohin wir auch schauen, überall begegnen uns die eigenen Schatten oder die der anderen Menschen.
Unterdrückung der Schatten ist nicht die Lösung
Laut Debbie Ford, der Autorin des Buches „The Shadow Effekt“, gehören die dunklen Seiten zum Menschen dazu, und ihrer Meinung nach gibt es sogar zahlreiche kleine Schwächen und große Schatten, die wir einfach nicht abschütteln können und mit denen wir uns oder anderen infolgedessen das Leben schwermachen. Es können kleine Macken sein wie zum Beispiel der Hang, zu viel Geld auszugeben, über die Maßen zu essen, Kontrolle auszuüben auf unseren Partner oder immer wieder über andere Menschen zu lästern.
Andererseits können diese Schwächen aber auch zu großen Schatten mutieren, wenn sie zum Beispiel zu einer Sexsucht werden, wir arbeitssüchtig sind, andere Menschen […]