Das zweite Kapitel: Hier rückt Prana in den Fokus. In diesem Kontext geht es auch um die Atemtechniken und Kriyas.
„Nachdem sich der Yogi in den Asanas vervollkommnet hat, sollte er in Übereinstimmung mit den von seinem Guru dargelegten Anweisungen Pranayama praktizieren, seine Sinne unter Kontrolle halten und dabei durchweg eine zuträgliche und maßvolle Ernährung einhalten.“
(HYP II 1)
Mit diesem ersten Vers des zweiten Kapitels ruft Svatmarama das Schwerpunktthema „Prana“ auf. In den folgenden Versen stellt er es in seinen unterschiedlichen Facetten dar – von allgemeinen Ausführungen über die Theorie des Prana und über Atemübungen bis hin zu den Reinigungsübungen, die im Hatha-Yoga Kriyas genannt werden.
In der Vervollkommnung der Asanas sieht Svatmarama die Grundlage für höhere Erfahrungen. Doch das bedeutet nicht, dass du besonders schwierige Asanas perfekt beherrschen musst. Gradmesser ist vielmehr, ob du dich in den Körperstellungen entspannen, bewusst atmen, Prana spüren und lenken sowie deinen Geist konzentrieren kannst, um die Erfahrung von innerer Stärke und Leichtigkeit zu machen. All das ist wichtig, damit Pranayama wirkt.
Du solltest Pranayama von einem erfahrenen Lehrer lernen. Die Hatha-Yoga-Pradipika ist keine geeignete Hilfestellung zum selbstständigen Erlernen, sie wurde nicht als Selbstlernmethode verfasst. Um wirklichen Nutzen aus Pranayama zu ziehen, sollten deine Atemübungen von Sinnesbeherrschung und sattviger Ernährung begleitet sein. Besonders für die fortgeschrittenen energieerweckenden Pranayamas wie Bhastrika oder die Mudras – vor allem wenn du sie mit Bandhas und/oder Bija-Mantras verbindest – ist es sehr wichtig, kein Fleisch, keinen Fisch, kein Alkohol, keine bewusstseinsverändernden Drogen und kein Nikotin zu dir zu nehmen. Fühl dich motiviert, dich so friedlich wie möglich zu ernähren, deinen Geist immer wieder in der Meditation zur Ruhe zu bringen, regelmäßig Asanas zu praktizieren und einfache, beruhigende Atemübungen einzuüben. Wenn du diese Disziplinen mit großer Bewusstheit und Konzentration täglich übst, bist du sehr bald bereit für die sichere Ausführung komplexerer Pranayamas unter erfahrener Anleitung.
„Solange der Atem und der Prana unruhig sind, so lange ist es auch der Geist. Ruht das Eine, kommt auch das Andere zur Ruhe, und der Yogi findet innere Harmonie. Daher soll der Yogi den Atem regulieren, Pranayama üben.“
(HYP II 2)
Wie wird dein Geist ruhig? Als Voraussetzung dafür muss Prana ruhig […]