Das vierte Kapitel: Dhyana und Samadhi. Tiefe Meditationszustände werden uns letztlich durch Gnade zuteil – doch wir können unseren Teil dazu beitragen, den Weg dorthin zu bahnen.
„Gegrüßt sei Shiva, der Guru. Wer sich Shiva hingibt, erreicht den vollkommenen Zustand, frei von Maya.“
(HYP IV, 1)
m vierten Kapitel der Hatha-Yoga-Pradipika stehen Dhyana und Samadhi im Vordergrund, also die letzten zwei Stufen des achtgliedrigen Pfades, der nach Patanjali zur vollkommenen Geistesruhe und damit zur Erfahrung der Einheit mit Gott führt. Swatmarama zeigt uns unmissverständlich auf, dass Hatha-Yoga, der körperbetonte Yoga, genau dorthin führen soll. Unter Zuhilfenahme von Kundalini– und Raja-Yoga-Techniken kann der Weg bis zu Samadhi führen.
Wie aber kommen wir in den Zustand der Meditation und schließlich ins Überbewusstsein? Vers 1 zeigt uns indirekt, dass wir dafür vor allem Hingabe, Liebe, Demut und Vertrauen auf die göttliche Gnade brauchen. Denn mit Samadhi überwinden wir Tod und Vergänglichkeit, erreichen ewige Glückseligkeit und gelangen zur Vereinigung mit Brahman (HYP IV, 2). Ein solcher Grad an Vervollkommnung ist offensichtlich nicht durch ausschließliches Üben von Meditationstechniken zu erreichen, wenn diese nicht durch eine entsprechende Gemüts- und Geisteshaltung begleitet sind. Wohl aber sind sie unsere „Krücke“, die wir nutzen können und sollen, um Fortschritte zu erzielen.
„Wie sich ein in Wasser gestreutes Salzkorn mit dem Wasser vermengt und eins wird mit diesem, so ist die Vereinigung von Geist und Atman im Samadhi. Mach Prana ruhig, dann wird der Geist ruhig, dann erreichst du Samadhi, und dann kommt die Einheit von Jivatman
und Paramatman.“
(HYP IV, 5)
Gleichmut entwickeln, den Prana beruhigen, die Kundalini erwecken
Als Kenner des Yoga-Sutras von Patanjali weiß Svatmarama, dass Samadhi kommt, wenn der Geist ruhig ist. Die Erfahrung der göttlichen Einheit von Jivatman und Paramatman tritt ein, wenn wir unseren Prana beruhigen und die Kundalini erwecken. Voraussetzung dafür ist Vairagya: Wir haben uns darin zu üben, Gleichmut zu entwickeln und uns von allem, was vergänglich und unbeständig ist, zu lösen. Wenn wir in tiefe Meditationszustände fallen und schließlich darin Befreiung erfahren, ist dies letztlich ein Akt göttlicher Gnade – nicht direkt durch uns machbar. Wir können jedoch unseren Teil dazu beitragen, den Weg dorthin zu bahnen. Svatmarama empfiehlt uns in […]