Wie ein japanischer Ausdruckstanz die Seele heilt: Der Münchener Tanztherapeut und Choreograph Stefan Maria Marb ist Spezialist für Butoh. Mit YOGA AKTUELL sprach er über Butoh als Ausdruck der eigenen Historie und als Tanz ohne Tabus und Kriterien.
Der weißbemalte Tänzer streckt voller Anmut die Arme und Hände zur Seite, den Oberkörper und Kopf leicht nach hinten gebeugt; sein Blick ist dabei sehr ausdrucksstark und zugleich sanft zu den Händen gerichtet. Es herrscht absolute Stille, die nur von leisen japanischen Klängen durchbrochen wird. Butoh, ein japanischer Ausdruckstanz, ist seit Doris Dörries aktuellem Kinohit „Kirschblüten“ wieder in aller Munde. Er hat seine Wurzeln u.a. im japanischen Nō-Tanz und dem deutschen Ausdruckstanz. Butoh wurde Ende der 50er Jahre von Tatsumi Hijikata und Kazuo Ohno entwickelt und verstand sich anfangs als Gegenbewegung zur Entwicklung der modernen „amerikanisierten“ Gesellschaft in Japan. Im Mittelpunkt des Tanzes steht vor allem das persönliche Erleben des Tänzers. Innerste Gefühle und Bilder werden dabei nach außen transformiert. Allerdings ist Butoh in Japan nicht besonders bekannt oder geachtet und erfreut sich in Europa und den USA weitaus größerer Beliebtheit. Die meisten der wenigen japanischen Tänzer und Lehrer des Butoh leben im Westen; es verwundert daher nicht, dass vor allem Europäer oder Amerikaner diesen Tanz der Öffentlichkeit näher bringen. So wie Stefan Maria Marb, der eine klassisch-moderne Tanzausbildung absolvierte und heute in München als Tänzer, Pädagoge, Choreograph und Tanztherapeut arbeitet. Mit Veronika Wiggert sprach er über Butoh und dessen positive Wirkungen. Es ist ein Tanz, der auf wunderbare Weise die menschliche Seele berührt.
Interview
YOGA AKTUELL: Seit vielen Jahren schon treibt Sie eine große Leidenschaft für diesen Tanz an. Sie standen bereits mit zahlreichen Butoh-Produktionen auf der Bühne, leiten Butoh-Seminare und arbeiten regelmäßig damit in Ihrer Tanztherapie. Was macht Butoh im Vergleich zu klassischen Tanzformen so einzigartig?
Stefan Maria Marb: Butoh beschäftigt sich mit dem Innenraum, mit der Seele, es geht in die Tiefe und hängt nicht so sehr an Äußerlichkeiten. Im Vergleich zu den klassischen Tänzen steht bei Butoh nicht so sehr der Technikaspekt im Vordergrund. Butoh kann man nicht einfach lernen, es ist ein lebenslanger Weg. Im Butoh sind vor allem das Leben und das Innere des Tänzers, seine eigene Wahrhaftigkeit, bedeutend. Profitänzer sind stark an Technik […]