Teil 3: Die Reise durch den zehnten Wirbel.
Im Amsterdamer Ashram gibt es zwei grundsätzliche Regeln für den Umgang zwischen unverheirateten Männern und Frauen:
1. keine Mann-Frau-Massagen;
2. Wenn ein Mann und eine Frau zusammen in einem Zimmer sind, dann soll die Tür (wenigstens einen Spaltbreit) offen bleiben.
Diese Regeln sollen zwanzig junge, gesunde, energiegeladene Männer und Frauen dabei unterstützen, nur gut überlegte Beziehungen zueinander einzugehen.
Wir streben nach Saibhang, der selbstlosen Liebe, die wir nur durch völlige Hingabe erreichen können.
Kundalini Yoga ist ein tantrischer (das bedeutet: männliche und weibliche Energie miteinander verwebender) Yoga. Sexualität und die große Lebensfreude, die sie uns ermöglicht, hat darin einen wichtigen Platz. Trotzdem streben Yogis danach, ihre Sexualität auf verbindliche Beziehungen zu begrenzen. Zum Einen aus der Wahrnehmung heraus, dass durch die sexuelle Vereinigung gegenseitige energetische Prägungen stattfinden, die sich beim Beenden einer Beziehung nicht spur- und schmerzlos auflösen lassen, so dass kurze sexuelle Kontakte unangenehme energetische Spuren hinterlassen.
Zum Anderen, weil nur in verbindlichen Beziehungen genügend Vertrauen besteht, um das tiefe Einssein, das wir in der sexuellen Begegnung suchen, möglich zu machen. Wir streben nach Saibhang, der selbstlosen Liebe, die wir nur durch völlige Hingabe erreichen können. Saibhang ist eine Intensität in einer Beziehung, die „eine Seele in zwei Körpern“ genannt wird, und die sehr großes Wachstum für beide mit sich bringt.
Erfahrungsbericht zu Wirbel 10: 1984:
Wer interveniert da?
„Es gibt verschiedene Arten von Liebe: Hollywood-Liebe, Kuschel-Liebe, Wir-teilen-alles-Liebe, blinde Liebe … und dann gibt es die Liebe der Unendlichkeit, in der du alles gibst und nichts brauchst …“
Yogi Bhajan
Während ich mich in Frankreich noch zurückhaltend gezeigt hatte – „Ja, in etwa fünf Jahren kann ich mir eine Ehe eventuell vorstellen“ –, war ich ein halbes Jahr später so richtig verliebt. Alle paar Tage flogen zehnseitige Briefe zwischen dem Hamburger Ashram und dem in Amsterdam hin und her.
Jetzt würde sie zu Besuch kommen. Ich hatte mir für die Gelegenheit Gurupartaps Einzelzimmer ausgeliehen und machte natürlich die Tür zu – ich bin doch alt genug, oder?
So saßen wir auf Gurupartaps Bett, dem einzigen Möbelstück in dem Zimmer, und hatten ein langes und wunderschönes Gespräch. Dabei schob ich mich allerdings, fast […]