Die Entwicklung des Meditierenden unter Berücksichtigung der allmählichen Veränderungen im Gehirn.
Wie entwickelt sich der Weg des Meditierenden, und was geschieht auf diesem Weg? Damit befassen sich die Meister seit über 2500 Jahren. In den meditierenden Traditionen werden neun Stufen der Versenkung unterschieden, die sich in drei Stufen der Meditation zusammenfassen lassen. Hinter den neun Stufen der Versenkung, die zum Beispiel der Buddha Gautama beschrieben hat, stecken auch Veränderungen im Gehirn. Die moderne Forschung bestätigt dabei überraschend klar die Lehren der alten Meister.
Die untere Stufe der Meditation
Das große Thema der „Grundausbildung“, der unteren Stufe der Meditation, sind die Gefühle. Gleichmut und Gelassenheit, die sich in dieser Zeit entwickeln, haben ihre Wurzeln in den „Gefühlszentren“ des Gehirns und in den Botenstoffen für Gefühle. Konzentration und Aufmerksamkeit in der Meditation führen zu einer immer stärkeren Ausschüttung des Botenstoffs Dopamin, den wir als „Glücklichsein“ wahrnehmen. Wenn der „Dopamin-Motor“ in der 1. Stufe der Versenkung anspringt, erleben Meditierende häufig sogar einen glückhaften Rausch. Im Gehirn entwickeln sich in dieser Zeit auch Regelmechanismen, die das Dopamin wieder kontrollieren. Der Stoff ist nämlich nicht ganz ungefährlich. Manche schwere Geisteskrankheiten sind im Kern Störungen des Dopamin-Systems. Meditierende sind davon nicht betroffen, weil es diese natürlichen Regelmechanismen gibt. Die entfesselten Gefühle und das Einsetzen einer neuen Regelung sind typisch für den Weg der Meditation. Sie geschieht in Zweierschritten in der Stufenskala der Versenkung. Zuerst enthemmende Phasen werden in der folgenden Stufe gemäßigt und bringen tiefere Einsichten. Das müssen Meditierende grundsätzlich wissen, denn die enthemmenden Stufen können ein rasch verändertes oder ungewohntes Verhalten mit sich bringen und damit auch Missverständnisse mit anderen Menschen auslösen.
Wenn ich „Glücklichsein“ durch eine Technik auslösen kann, dann entsteht ein kritischer und bewusster Blick auf alle Gefühle. Viele entstehen automatisch, durch Vorlieben, Abneigungen, Ereignisse, die vorhersagbare Gefühle erzeugen. Dieser „biochemische Roboter“ im Menschen kommt mit dem Abschluss der unteren Stufe der Meditation zum Erliegen. Die beruhigten Gefühle entstehen auch durch Veränderungen im „Angst- und Schreckzentrum“ des Gehirns, dem Mandelkern. Hier entdecken Hirnforscher schon nach wenigen Wochen Meditationstraining sogar neu gewachsene Strukturen. Gleichzeitig steigt die Aktivität im Stirnhirn an, wo Entscheidungen getroffen und Gefühle gesteuert werden. Scheinbar angeborene Angst- und Schreckreflexe verschwinden mit der Zeit und werden durch Bewusstsein für das „Hier und […]