Oder: Die Vogelscheuche bittet den Zauberer um ein Gehirn; Teil 2 von: Meditation, was sie ist, was sie nicht ist und wie sie dazu geworden ist.
Ein Seher kam zu einem Flussufer, wo ein Yogi seit Jahrzehnten in Versenkung saß und seine okkulten Kräfte schulte.« Zu welcher Erkenntnis bist du gelangt? », fragte der Seher. Der Yogi antwortete: «Ich habe große Macht entwickelt. Nach vielen Jahren der Askese und der Wiederholung meines Mantras kann ich nun auf dem Wasser wandeln.» Der Yogi demonstrierte diese erstaunliche Fähigkeit, indem er auf der Wasseroberfläche einen Fuß vor den anderen setzte und den Fluss überquerte. «Oje, deine Jahre der Anstrengung sind gerade mal eine Rupie wert», sagte der Seher. «Was soll das?», rief der Yogi aus. Da entgegnete der Seher: «Siehst du den Fährmann dort drüben? Er bringt mich für eine Rupie über den Fluss.»
Die spirituellen Mythen berichten, dass Konzentrationstechniken uns große seherische Fähigkeiten bescheren können sowie die Macht zu fliegen, zu levitieren oder uns zu dematerialisieren. Gewiss ist das sehr aufregend, und wir sollten wohl alle lebhaft an der Verwirklichung dieser Aussichten interessiert sein.
Doch diese Potenziale sind weitgehend das Produkt einer romantischen spirituellen Literatur, von skrupellosen magischen Tricks, sie bezeugen die Psychologie von Massenphänomenen, die Vermarktung von Spiritualität und beruhen auf Hörensagen. Es gibt praktisch keinerlei dokumentierte und objektiv verifizierte Belege, die solche Kräfte überzeugend demonstrieren würden. Es gibt allerdings zahlreiche anekdotische Berichte von persönlichen Beobachtungen und Erfahrungen solcher außerordentlichen Fähigkeiten. Subjektiv mag jemand diese Phänomene als wirklich erfahren haben.
Lassen Sie uns für einen Moment annehmen, dass Meditationstechniken uns tatsachlich Zugang zu einem menschlichen Potential verschaffen, das andernfalls nicht angezapft wird. Bleibt die Frage, ob diese Kräfte irgendetwas mit den grundlegenden Problemen zu tun haben, die es in unserem Leben zu lösen gilt. Magische Fähigkeiten erzeugen weder Glück, noch verschaffen sie uns Gleichmut oder inneren Frieden. Oft ist das Auftreten solcher Fähigkeiten, seien sie nun eingebildet oder nicht, bloß eine Ablenkung von unserer eigentlichen Erkundung sowie eine weitere Errungenschaft unseres weiterhin hungrigen Ego.
Die Natur dieser mentalen Kräfte ist subjektiv. Diese Kräfte befinden sich im Bereich des Denkens, also innerhalb der Realität des Bekannten. Sie können uns nicht über diese begrenzte persönliche Welt hinausführen, auch wenn diese Kräfte uns […]