Kontemplationen über das äußere und innere Licht – das Gayatri-Mantra, Licht-Meditation nach Patanjali und andere Wege, über das Licht zu meditieren
»Asato ma sad gamaya» Vom Nichtsein führe mich zum Sein
»Tamaso ma jyotir gamaya » Von der Finsternis führe mich zum Licht
»Mrtyor mamrtam gamayeti» Vom Tod führe mich zur Unsterblichkeit
Brhadaranyaka I, 3, 28
Unsere Yoga-Sadhana folgt immer wieder dieser Anrufung aus der Brhadaranyaka, die zu einem alten vedischen Reinigungsritus gehört (Bettina Bäumer, Upanishaden, Kösel Verlag 1997, S.172f). Wir machen uns auf den Weg, weil wir realisiert haben, dass sich unser Leben verdunkelt hat, dass sich unser Geist eingetrübt hat und dass unser Körper uns so unzugänglich geworden ist, als wäre er ein dunkler Raum. Duhkha, der Sanskrit-Begriff für Leid, meint eigentlich wörtlich solch einen engen, dunklen Raum. Und gerade weil es so dunkel ist, ist das Leid nicht zu wenden, denn „man kann nur im Licht etwas erkennen, in der Dunkelheit ist das nicht möglich. Wir brauchen Licht, um einen Text zu lesen, der eine Lösung bereithält, ohne Licht bleibt der Text ungelesen und die Lösung unentdeckt. In ähnlicher Weise ist Licht notwendig, um Erkenntnisse zu haben oder Probleme zu durchschauen.“ (Sriram: Patanjali – Das Yogasutra, Theseus 2006, S.28)
Der Yoga-Weg und dabei insbesondere die Meditation stellen uns die Gedanken und Methoden zur Verfügung, die uns helfen können, das Dunkel in uns zu erleuchten, um zu Erkenntnis, Einsicht und Klarheit zu gelangen. Sie unterstützen uns darin, dass uns im wahrsten Sinne „ein Licht aufgehen“ kann! Seit der Frühzeit des Yoga finden wir deshalb Reflexionen und Kontemplationen über das äußere und das innere Licht und ihre untrennbare Beziehung zueinander.
Meditation über das Licht im Gayatri-Mantra
Ein sehr schönes Beispiel dafür ist das Gayatri-Mantra, in dem die göttliche Kraft der Sonne (savitu = Genitiv von savitr, Synonym für surya) verehrt wird. Savitr wird als äußeres Licht erfahren und kann als solches gefühlt, gesehen und angebetet werden. Im Gayatri-Mantra wird es jedoch vor allem als die Widerspiegelung unseres inneren Lichts verstanden, bhargah. Darunter wird die Gottheit verstanden, „die im Bereich der Sonne (surya-mandala) in all ihrer Mächtigkeit und Herrlichkeit wohnt… Sie ist Licht des Lichts im Sonnenkreis und ist das Licht im Leben aller Wesen. So wie diese […]