Welche Bedeutung wir der Meditation beimessen, hängt eng mit dem gesellschaftlichen Kontext zusammen, in dem wir leben. Über die Zeit hat sich mit dem Lebensgefühl auch dieses Verständnis verändert. Wie können wir nun zu einer zeitgemäßen Meditationspraxis finden, die mehr ist als eine Technik?
Dhyana, die Meditation, galt auf dem königlichen Pfad des Raja-Yoga als die eigentliche Krönung. Die Körper- und Atemübungen wurden zu diesen Zeiten lediglich als Vorbereitung für Dharana (Konzentration) und Dhyana gewertet, die den Meditierenden schließlich zu Samadhi, der ersehnten Einheit mit dem Göttlichen, führen sollten. Heute sind es weniger religiöse Motive, die unser Interesse an Meditation wecken, sondern vielmehr die Sehnsucht nach Ruhe und Entspannung. Der ursprüngliche, spirituelle Kontext scheint heute nicht mehr so wichtig und Meditation mehr eine Frage der Technik, des Atems und des richtigen Sitzens zu sein.
Aber ist das wirklich so? Ist es möglich, die Meditation einfach aus ihrem bisherigen Kontext herauszulösen, ohne ihre Wirkungen damit maßgeblich zu beeinflussen? Welche Bedeutung hat der Kontext, in dem praktiziert wird – also wie wir über Meditation, ihre Ziele und Möglichkeiten denken und welche Stimmungen und Gefühle wir gegenüber einer solchen Praxis entwickeln – für den Verlauf und die Wirkungen der Meditation? Können wir wirklich den Vorgang an sich, also die Schritte hin zu einer Konzentrationsbildung, einfach als Meditationstechnik in unsere Zeit und in unser Weltverständnis übertragen und sie uns damit nutzbar machen?
Die Meditationsempfindungen früherer Zeiten
Um diesen Fragen näher zu kommen ist es lohnenswert, die Empfindungen zur Meditation in früheren Kulturen zu betrachten. Welche Bedeutung und welchen Stellenwert hatte sie damals? Das allgemeine Lebensgefühl in diesen früheren Zeitperioden war noch mehr durch das Miterleben der Naturstimmungen und Rhythmen des Jahreslaufes geprägt. Die Menschen fühlten sich weniger als äußere Persönlichkeiten, sondern als Teil eines größeren, rhythmisch bewegten Lebensstromes. Dies gilt umso mehr, je weiter wir zurückgehen. Die Meditation dürfte, wenn wir das einmal vorsichtig nachzuvollziehen versuchen, wie eine Art Tor erlebt worden sein, das eine erneute Einkehr in die Gefühle eines kosmischen Beheimatetseins ermöglichte. Der Mönch, die Nonne, aber auch der einsame Asket des Yoga fühlte seine Heimat nicht auf der Erde, sondern in den Planetensphären des Kosmos und suchte mit seiner Meditation sehnsüchtig nach Möglichkeiten, mit diesen kosmischen Sphären erneut eins zu werden. […]