Welche unterschiedlichen Meditationstypen gibt es, und was bewirken sie? Ein näherer Blick auf das reiche Spektrum dessen, was wir als Meditation bezeichnen, und auf die Qualitäten der verschiedenen Ausprägungen.
Vielleicht ist die wichtigste Erfahrung, die wir durch Meditation jemals machen können, die Erkenntnis, wer wir wirklich sind – und zwar jenseits des vergänglichen Körper-Geist-Phänomens.
„WIE eine Seiltänzerin ständig ihr Gewicht ausbalancieren muss, so gilt es auch in der Meditation die verschiedenen Pole fein miteinander abzustimmen: Wachheit mit Entspannung, präzises Gegenwärtigsein mit Sanftheit, Entschlossenheit mit Vertrauen, Stabilität mit Weite, Makellosigkeit mit bedingungsloser Annahme, und Sammlung mit Erforschen.“ (Richard Stiegler)
Immer wieder höre und lese ich Definitionen, was Meditation ist – aber wie sollte es möglich sein, eine so komplexe und vielfältige Thematik in wenige Worte zu fassen? Als Meditationsanfänger haben wir meist ein bestimmtes Konzept davon, und auch als erfahrene Meditierende vermauern und verstecken wir uns manchmal hinter Überzeugungen und Techniken. Dadurch verstellen wir uns den Blick zu anderen Zugängen mit ihrer unglaublichen Vielfalt und unvorstellbaren Tiefe.
Achtsamkeit
Als Grundlage beinhalten fast allen Formen der Meditation eine gewisse Qualität von Achtsamkeit, um zwei Geisteszustände zu reduzieren oder zu transzendieren, die uns oft im Alltag begleiten und absorbieren: Unbewusstheit und Unruhe. Bezeichnenderweise bedeutet das englische Wort present nicht nur „Gegenwart“, sondern auch „Geschenk“.
Achtsamkeit (Sati) ist auch im Buddhismus das wichtigste Fundament, aus dem heraus sich zweierlei Bewusstseinszustände entfalten können: jener zur Geistesberuhigung (Samatha) und jener der Erkenntnis (Vipassana). In den indischen Weisheitstexten werden für Meditation verschiedene Sanskrit-Begriffe verwendet, wie Bhavana (Entfaltung), Upasana (Hingabe) oder Vidya (Wissen).
Das Yogasutra
Dass früher unter Yoga in erster Linie eine meditative Praxis verstanden wurde, wird dann klar, wenn wir im fast 2000 Jahre alten Text des Yoga-Sutra lesen: „Yoga ist der Zustand, in dem die Gedankenbewegungen zur Ruhe kommen“ (yogash-chitta-vrtti-nirodhah). Dabei beginnt der eigentliche meditative Pfad dort, wo die Faszination an der sinnlichen Welt aufgegeben wird (Pratyahara) und sich eine nach innen gerichtete Konzentration (Dharana) einstellen kann. Daraus können sich tiefere Versenkungszustände entfalten, die in der Folge Dhyana und schließlich Samadhi genannt werden. Dabei spielt das menschliche Ego mit seinen beschränkten Gedanken und Identifikationen keine Rolle mehr, und es können sich tiefgreifende, transpersonale Erkenntnisse (Samprajnata) manifestieren.