Hatha-Yoga, Bewegung und Meditation verbunden mit buddhistischen Achtsamkeitstechniken bringen eine neue Qualität und Tiefe an Körper-Geist-Erfahrungen
In den späten 70iger Jahren unterrichteten mein Kollege Larry Rosenberg und ich in aufeinander folgenden Kursen in einer Kirche am Bostoner Harvard Square. Er lehrte Vipassana Meditation (eine buddhistische Praxis der Achtsamkeit) Donnerstag Abend von sechs bis acht Uhr, und ich unterrichtete anschließend achtsamen Hatha Yoga von acht bis zehn Uhr.
Wir hatten große Klassen (etwa zwischen fünfzig und hundert Teilnehmer) und dachten uns, dass jede Person an beiden Kursen teilnehmen könnte. Doch wie irritiert waren wir, als die meisten Teilnehmer vom Meditationskurs nicht beim Hatha Yoga mitmachten, und die „Yogis“ es ablehnten zur Meditationsklasse zu kommen.
Wir betrachteten Hatha Yoga und Meditation als unterschiedliche, aber komplementäre Wege zum letztendlich gleichen Ziel – nämlich zu lernen, weise zu leben. Lediglich der Blick differierte auf den beiden Wegen. Wir glaubten fest, dass die Meditierenden davon profitiert hätten, ihrem Körpern mehr Aufmerksamkeit zu schenken (sie neigten dazu, die Befassung mit dem Körper als untergeordnete Spielerei abzutun). Und die Hatha Yogis hätten davon profitiert, für längere Zeitperioden in die Stille zu gehen und das Erscheinen und Verschwinden der Geist-Körper-Erfahrungen in einer sitzenden Stellung, unterbrochen von Phasen der Geh-Meditation, zu beobachten.
Wir nötigten niemandem aus der einen oder anderen Gruppe unsere Ansicht auf, und wir versuchten, nicht zu sehr darauf zu achten, wer zu welchem Kurs kam, da wir doch unserer beider Unterrichtsinhalt als wesentlich identisch sahen. Trotzdem war das Ganze ein interessantes Phänomen.
Über die Jahre brachten mich meine eigenen Erfahrungen mit der Kombination aus Übungen in achtsamer Meditation und aus Hatha Yoga – zum Zweck eines ungeteilten Ganzen – dazu, verschiedene Wege auszuprobieren, auf denen ich diese alten Disziplinen des Bewusstseins unter den heutzutage vorherrschenden Gegebenheiten anwenden könnte. Ich wollte herausfinden, wie wirksam sie zur Verbesserung der Gesundheit und zur Transformation des Bewusstseins sind. Wie könnten sie miteinander verbunden werden?
Auf jeden Fall hätte Hatha Yoga, so dachte ich, das Potential, die aufgrund des übermäßig sitzenden Lebensstils stark vorherrschende Tendenz zur Muskelverkümmerung umzukehren, speziell bei Menschen, die unter Schmerzen und chronischen Krankheiten litten. Über den Geist wusste man bereits, dass er bei Stress und stressbedingten Dysfunktionen eine Rolle spielte; und von der Meditation war bekannt, […]