Die heilende Kraft für Körper, Seele und Geist: über die elementare Bedeutung des Atems für unser gesamtes Sein und das bewusste Entspannen mittels der Atmung.
In vielen östlichen Weisheitslehren und Gesundheitssystemen wird dem Atem und der Atembeobachtung und -regulierung von jeher viel mehr Aufmerksamkeit geschenkt als in der westlichen Welt. Die Schulen des Tai-Chi und des Hui-Chung-Gong zum Beispiel legen großen Wert auf natürlichen und bewussten Atem. Auch im Buddhismus und im Yoga stellt der Atem einen wesentlichen Meilenstein auf dem Weg zur Bewusstseinserweiterung dar. In den letzten Jahren haben sich aber auch immer mehr westliche Körpertherapieformen an diesen alten Weisheitslehren orientiert und die Kraft des Atems sowohl zur spirituellen Reinigung als auch zur Heilung von körperlichen Krankheiten und zur Förderung von Konzentration und Lebensenergie in ihre Arbeit integriert. Oftmals geht es dabei gar nicht so sehr um das Erlernen ausgefallener Atemübungen, sondern um die Rückbesinnung auf den natürlichen Atem, den wir durch einfache, bewusste Atemübungen wiedererlangen können. Neben dem natürlichen Atem gibt es jedoch eine große Anzahl von Atemtechniken, die uns in andere Bewusstseinsebenen befördern und vielleicht sogar mit dem Göttlichen in Kontakt bringen. Wegen dieser Potenziale wird dem Atem in allen Bewusstseins- und Heilschulen alter Traditionen besondere Aufmerksamkeit geschenkt.
Beispiele aus dem Buddhismus
Auch für den Buddha stellte die bewusste Atmung ein wesentliches Instrument auf dem Weg zur Erleuchtung dar. Im Anapanasati-Sutta lehrte er seine Schüler das bewusste Ein- und Ausatmen, und auch andere vom Buddha verwendete Techniken sind überliefert. Im Theravada-Buddhismus konzentriert man sich bei der Samatha-Vipassana zuerst auf den Atem, um den Geist zur Ruhe zu bringen, und lässt den Atem dann als Meditationsobjekt fallen, um sein Gewahrsein für andere Aspekte zu öffnen. Im Zen-Buddhismus ergibt sich nach Suzuki Roshi, dem Autor des Buches „Zen-Geist, Anfänger-Geist“, alle Weisheit als natürliches Ergebnis aus der vollständigen Präsenz in der Haltung des Körpers und der Atmung. Thich Nhat Hanh, einer der wichtigsten buddhistischen Lehrer der Gegenwart, stützt sich übrigens ebenfalls oft auf das Anapanasati-Sutta. Mehr als irgendein anderer spiritueller Lehrer weist Thich Nhat Hanh immer wieder darauf hin, wie wichtig es ist, den bewussten Atem in den Alltag zu integrieren. Er sieht darin das beste Mittel, um inmitten all unserer täglichen Aktivitäten wach […]