Stimulierung und Ausrichtung der Lebensenergie durch Regulierung des Atems und Konzentration.
Das ganze Abenteuer des Yoga ist nichts als ein Spiel der Prana-Energie.“ Dieses Zitat von G. Krishna aus „The Dawn of a New Science“ (Kundalini Research and Publication Trust, Delhi 1978) drückt aus, welch singuläre Bedeutung der Prana, die Lebenskraft im Yoga-Prozess, besitzt. Sobald die Yogis ihre innere Welt genügend wahrnehmen und nicht länger von Muskelverspannungen und äußeren Reizen abgelenkt werden, beginnen sie sich mit der Lebenskraft, die in ihrem Körper zirkuliert, zunehmend in Verbindung zu setzen. Im nächsten Schritt energetisieren sie das innere „Kontinuum“ – das subjektiv erfahrene Körper-Verstand-System – mit Hilfe von Pranayama. Wie bereits angemerkt, ist Prana nicht bloß der Atem. Dieser ist nur ein äußerer Aspekt, eine Form des In-Erscheinung-Tretens von Prana, von der Energie, die alles Lebendige durchpulst. Die Technik des Pranayama (wörtl. „Verlängerung des Prana“) gilt als die zweckdienlichste Methode, das bioenergetische Feld des Körpers zu beeinflussen. Doch bereits die Ausübung der moralischen Disziplinen und Beherrschungen sowie die Techniken der sensorischen Beschränkung und geistigen Konzentration sind Arten und Weisen, die pranische Kraft zu manipulieren.
Prana als erfahrbare Tatsache
Obgleich etliche Forscher verschiedentlich auf die Existenz des Prana hingewiesen haben, zeitigten ihre Ideen wenig Resonanz beim Medizinerstand. Einige – wie der österreichische Arzt Franz Anton Mesmer, die „graue Eminenz des Hypnotismus“, und der deutsch-amerikanische Psychiater Wilhelm Reich, der Erfinder des Orgon-Apparates – wurden wegen ihrer innovativen Konzepte lächerlich gemacht, ja gar gerichtlich verfolgt. Und doch kann man die Vorstellung einer besonderen Lebensenergie in vielen Kulturen finden: Die Chinesen nennen sie „chi“, die Polynesier „mana“, die nordamerikanischen Indianer „orenda“. Moderne Forscher sprechen von Bioplasma. Als was auch immer Prana sich entpuppen mag – und damit heutige Wissenschaftler es als Realität akzeptierten, müsste es noch weit mehr erforscht werden –, für den Yoga-Ausübenden ist Prana eine erfahrbare Tatsache.
Yogins wissen, dass zwischen Lebensenergie, Atem und Verstand eine enge Verbindung besteht. Die Yoga-Shikha-Upanishad erklärt:
„Das Bewusstsein (Chitta) ist verbunden mit der Lebenskraft, die in allen Wesen wohnt. Mit dem Verstand verhält es sich so wie mit einem an einer Schnur festgebundenen Vogel.
Der Verstand wird nicht durch viele Überlegungen unter Kontrolle gebracht. Das Mittel zu seiner Kontrolle ist allein […]