Energieerweckung mit dem „Kundalini-Yoga des Westens“. Die Szenerie ähnelt einem magischen Ritual archaischer Stammeskulturen: Der schneller werdende, aufrüttelnde Rhythmus schamanischer Trommeln lässt Luft und Boden spürbar vibrieren. Eine Frau vollzieht schlangenartige Bewegungen mit ihrem Körper, an anderer Stelle beginnt jemand zu weinen, während eine weitere Person fremdartig klingende Laute von sich gibt. Die Atmosphäre ist spürbar geladen und wirkt geradezu ansteckend, so dass es in dem abgedunkelten Raum zunehmend lebendiger wird.
Während eine der Anwesenden wunderbar anmutige Tanzbewegungen ausführt, die aus einer weit entfernten Kultur zu stammen scheinen, nimmt ein anderer die Yoga-Asana „Das Rad“ ein. Er erzählt später, dass er erstmalig diese Stellung so lange und mühelos halten konnte. Ein weiterer Teilnehmer pflichtet ihm, noch ganz unter dem Eindruck des Erlebten stehend, bei. Auch er war auf geheimnisvolle Weise in die Lage versetzt, fortgeschrittene Haltungen spontan einzunehmen, obwohl er niemals zuvor Yoga praktiziert hat.
Auch diejenigen, die – äußerlich betrachtet – ruhig auf ihren Matratzen liegen, berichten später von bewegenden und beeindruckenden inneren Einblicken. Ein Mann erzählt, dass es ihm nach Jahren erstmals möglich war, tiefe Trauer über den Tod seines Vaters zu empfinden. Ein anderer bekommt aufschlussreiche Einsichten über ursächliche Muster seiner Eheprobleme. Eine Frau teilt mit, dass ihr eine kraftvolle Begegnung mit der indischen Göttin Kali widerfuhr. Ihr Partner erlebte überaus realistisch seine Geburt wieder.
Diese völlig unterschiedlichen Erfahrungen sind charakteristische Momentaufnahmen aus einem Workshop „Holotropes Atmen“, in dem die Teilnehmer gefahrlos mit der faszinierenden Welt außergewöhnlicher Bewusstseinszustände in Berührung kommen. Holotropes Atmen ist eine der wirkungsvollsten und tiefgreifendsten Möglichkeiten der Selbsterforschung und Selbstheilung. Es wurde 1975 von Stanislav Grof und seiner Frau Christina entwickelt.
„Holotrop“ bedeutet „sich aufs Ganze hin zu bewegen“ und ist eine Wortschöpfung des seit 1967 in Amerika lebenden tschechischen Arztes und Psychiaters. Grof ist einer der Begründer der transpersonalen Psychologie (TP), und verfügt über eine fast 50 jährige Erfahrung in der Erforschung veränderter Bewusstseinszustände. Die TP versteht sich als Bindeglied zwischen den archaischen, spirituellen Weisheitstraditionen einerseits und den westlichen Wissenschaften und der Psychologie andererseits.
Die tiefere Bedeutung des Begriffs „holotrop“ wird klarer, wenn Grof erläutert, dass unser gewöhnliches Alltagsbewusstsein sich nur mit einem Bruchteil unseres wahren Selbst identifiziert, während wir in holotropen Zuständen die Grenzen unseres Körper-Ich transzendieren […]