Im System des Hatha-Yoga finden wir Kapalabhati auf zwei Wegen: als yogische Reinigung (Shatkarma) sowie als Lenkung von Energie (Pranayama). Wie du dich sinnvoll an den Energie-Booster herantastest und welche Wirkungen du erleben kannst, erfährst du hier.
Kapalabhati ist ein wirklicher Energie-Booster und macht einen schlagartig „wach“ – nach einem anstrengenden Tag bringt diese Praxis verbrauchte Energie sofort zurück. In Kapalabhati kommt nach einer schnellen, kräftigen Ausatmung eine passive Einatmung. Kraftvolle Ausatmungen sind normalerweise selten, aber wenn wir an die Geburtstagskerzen auf einem Kuchen denken, haben wir ein gutes Bild dieser Übung. Um einen kräftigen Luftausstoß zu erreichen, setzen wir die Kraft unserer Bauchmuskeln mit einer bewusst gesteuerten Kontraktion ein. Diese Muskeln gehören zu den stärksten in unserem Körper.
Wirkungen der Übung
„Üb die Aus- und Einatmung, schnell wie der Blasebalg eines Schmiedes. Dies wird Kapalabhati genannt, und es zerstört alle Übel des Schleimes.“
Hatha-Yoga-Pradipika, Kapitel 2 ,Vers 35
Kapalabhati gehört zu den sechs Shatkarmas und besteht aus den Sanskritwörtern „kapala“ (m.), was „Schädel“, und „bhati“ (f.) , was „scheinend“, „strahlend“ oder „leuchtend“ bedeutet. Folgende Wirkungen besitzt diese Übung:
- Reinigt die Luftwege in Nase, Nasennebenhöhlen und Kehle.
- Stimuliert die Bauchorgane und Bauchmuskeln.
- Erhöht die Fähigkeit der Lungen, Abfallstoffe und Gifte auszuscheiden.
- Regt sehr intensiv das Herz-Kreislauf-System an und kräftigt es.
- Erhöht den Blutfluss im Lungengewebe sowie im ganzen Körper.
- Stimuliert den Solarplexus und das Manipura-Chakra.
- Erweckt ein frisches, klares Gefühl im Gesicht und im vorderen Schädelbereich.
- Hilft, Gedanken zu beruhigen, ermöglicht Gedankenleere.
- Hilft bei der Vorbereitung zur Meditation.
Die Übung wird im Sitzen ausgeführt. Dennoch stimuliert sie das Herz-Kreislauf-System in einem solchen Umfang, dass die Herzfrequenz rapide ansteigt wie ansonsten nur bei körperlich herausfordernden Sportarten. Zudem wird Muskelkraft für fortgeschrittene Yogapraktiken wie z.B. Bhastrika gebildet.
Kapalabhati vernichtet also die „Übel des Schleims“ – aber wie? Durch die rhythmische An- und Entspannung wird in den Lungen und anderen Organen im Bauchraum Kapha (Schleim) frei; dieses angesammelte klebrige Abfallmaterial wird anschließend ausgeworfen. Somit hat diese Reinigungstechnik einen Säuberungseffekt auf alle zentralen Hohlorgane des Körpers. Sie trägt auch zur Bewegung der Doshas in Richtung des Verdauungstraktes bei, von wo aus diese dann ausgeschieden werden können.
Auf energetischer Ebene aktiviert Kapalabhati die Energie, Prana, im ganzen Energiekörper, Pranamaya-Kosha. Das „Leuchten des Schädels“ […]