Über die Atemtechnik des Kumbhaka möchte der Yogi einen atemlosen Zustand erlangen. Im zweiten Teil zu diesem Thema erklärt Anna Trökes, wie man seinen Atem langsam zur Ruhe bringt
Die entstehen immer nach dem Ende der Einatmung und dem Ende der Ausatmung. Jedoch sind sie zumeist so kurz, dass niemand etwas davon mitbekommt. Manchmal merken wir, dass uns der Atem stockt, z.B. weil wir so außerordentlich konzentriert mit etwas beschäftigt sind. Das wiederum ist KEINE Atempause, sondern nur der Ausdruck des unregelmäßigen und rauen Atemmusters, das uns in unserem Alltag begleitet und das Patanjali shvasaprashvasa nennt.
Kumbhakas sind immer »Kunst-Atempausen«
Wenn wir die »künstlichen« Atempausen lernen wollen, die typisch für den Pranayama sind, dann müssen wir bei den winzigen Pausen ansetzen, die schon Teil unseres Atemmusters sind, und Mittel finden, um diese Pausen allmählich und behutsam auszudehnen. Diese Geduld und Achtsamkeit braucht es unbedingt, da unser Organismus hinsichtlich der Atmung nur eine äußerst geringe Toleranz aufweist und bereits bei geringen Abweichungen – für alle Fälle – schon mal (leise) die Alarmglocken schrillen lässt. Deshalb verwirrt jeder unvermittelte Versuch, auf unseren Atem einzuwirken, indem wir ihn unterbrechen oder anhalten, unser Nervensystem zutiefst. Der Herzschlag nimmt zu, Stresshormone werden ausgeschüttet, im Körper und/oder Geist entsteht die Empfindung eines inneren Drucks, der Schweiß bricht uns aus und im schlimmsten Fall entsteht ein Panikgefühl, das sich nicht so leicht wieder zurückfahren lässt.
Den Atem behutsam zähmen wie einen Tiger
Das genau ist der Grund, warum die Grundlagenschrift des Hatha-Yoga, die Hatha-Pradipika, empfiehlt, den Atem so vorsichtig und geduldig zu zähmen wie einen Tiger, einen Löwen oder einen Elefanten (Kap.2, Vers 15). Der Tiger steht für das enorme Potential des Atems, seine zerstörerische oder nährende Kraft, der Löwe als Herrscher der Tiere deutet darauf hin, dass der Atem unseren Organismus beherrscht, der Elefant steht für das lange Gedächtnis. Falsch geprägte Atemmuster sind nur sehr schwer wieder zu beheben und aus diesem Grunde braucht es auch so viel Zeit, unseren Atem »neu zu prägen«. Im Verlauf dieses Prozesses soll er aus einem rauen, unregelmäßigen Atem, der der Unruhe des Geistes folgt, umgeformt werden, in einen Atem, der dem Geist eine ruhige Grundlage gibt, so dass er sich zentrieren und sogar »abschalten« lässt.
Wann immer wir etwas zu […]