Lernen Sie mit diesem selten praktizierten Pranayama wie ein Seerosenblatt auf den Wassern des Lebens zu schweben
Plavini ist der Pranayama, der die Reihe der 8 Kumbhakas in der Hatha-Yoga-Pradipika abschließt. Er wird nur äußerst selten geübt, wahrscheinlich, weil der Quellentext nur sehr wenige Angaben über die Technik macht und weil – meiner Ansicht nach – Plavini früher teilweise auf spektakuläre Weise gründlich missverstanden worden ist. So erinnere ich mich noch an einen Kurs von Andre van Lysebeth vor vielen Jahren beim Europäischen Yoga-Kongress in Zinal, der Pranayama zum Thema hatte. Als die Sprache auf Plavini kam, zog der Meister sich bis auf die Badehose aus und äußerte Worte des Bedauerns, dass er uns diesen Pranayama nicht in einem Schwimmbecken vorführen konnte. Dann pumpte er sich den Bauch voller Luft – so voll, dass wir schon befürchteten, dass er gleich platzen würde – setzte ein eindruckvolles Jalandhara Bandha und hielt die Luft eine Ewigkeit in sich. Später erläuterte er uns, dass er – so voll gepumpt – ganz wunderbar wie das im Quellentext beschriebene Blatt der Lotusblüte auf dem Wasser schweben könnte, und zwar am besten noch mit den Beinen im Lotussitz verschränkt. Damit war den meisten Anwesenden klar, dass dieser Pranayama nichts für sie sei; erstens wegen des fehlenden Schwimmbeckens und zweitens, weil bei vielen einfach der Lotussitz nicht so gut klappte…..
Erst Jahre später verstand ich in der Pranayama-Ausbildung bei Boris Tatzky, dass sich sowohl der Name als auch die Anleitung und Beschreibung symbolisch deuten lassen. Plavini (fem.) kommt von der Wurzel plu= schwimmen, baden, treiben); die Bedeutung des Partizips „plavin“ wird mit „ausbreiten“ (auch: “verbreiten“) angegeben.
Der Quellentext Hatha-Pradipika (im Übrigen meines Wissens der einzige Text, der Plavini überhaupt erwähnt) beschreibt diesen Pranayama folgendermaßen:
„Der Yogi, dessen Bauch vollkommen mit ausgezeichneter Luft gefüllt ist, die er in seinen Körper einströmen ließ, schwimmt mit Leichtigkeit über den Wassern des Lebens wie das Blatt der Lotuspflanze.“ (HYP, 2.Kap., Vers 70)
Ich habe gelernt, dass die meisten der tantrischen Texte nicht immer wörtlich zu nehmen sind, sondern so verfasst sind, dass sie voller Anspielungen und verborgener Hinweise sind, die die Übenden mit Hilfe eines Lehrers zu deuten haben.
Der Versuch einer symbolische Deutung von Plavini
In diesem Text nun […]