Von der Erkundung und Weitung der Atemräume zur gezielten Atempraxis.
Nachdem wir uns im ersten Beitrag dieser Serie auf den natürlichen Atem und die Atembeobachtung konzentriert haben, um uns im zweiten Teil der Erkundung verschiedener Atemräume zuzuwenden, möchte ich nun, darauf aufbauend, drei Atempraktiken vorstellen, die im Liegen oder Sitzen praktiziert werden können: Samavrtti-, Viloma– und Dirgha-Pranayama.
Dies vorweg: Wir nennen diese Übungen hier zwar Pranayamas, genau genommen sind sie das aber nicht, jedenfalls nicht in einem klassischen Sinne. Diese Atempraktiken werden in den traditionellen Texten des Yoga nicht thematisiert, sondern es sind moderne Formen des Atmens. Ihren Wert sehe ich darin, dass sie uns mit dem Atemprozess vertrauter machen und relativ leicht zu üben sind. So sind sie also eine Brücke hin zum eigentlichen Pranayama. Ihnen fehlt zudem in technischer Hinsicht, was einen Pranayama erst zum Pranayama macht, nämlich Kumbhaka, der Atemanhalt, zu dem die Anwendung der Bandhas gehört, jener inneren Aktionen, die den subtilen Fluss von Prana während der Atempause beeinflussen und schließlich zur Ruhe bringen wollen. (Wir werden uns diesem zentralen Thema der Pranayama-Idee im nächsten Teil dieser Serie zuwenden.)
Samavrtti Pranayama
„Samavrtti“ heißt „gleichbleibende Aktivität“ oder „gleichmäßige Handlung“. Es ist eine Übung, die einfach durchzuführen ist und Anfängern wie Fortgeschrittenen gleichermaßen Freude macht – sehr gut auch geeignet, um damit eine Yogastunde zu beginnen. Der Atemprozess wird hier von einer Bewegung der Arme begleitet, die nicht nur die Atemräume dehnt und weitet, sondern auf natürliche Weise auch ein gleichmäßiges Fließen von Ein- und Ausatmung gewährleistet, sowohl, was die Größe der Atemzüge anbelangt, als auch den Rhythmus des Atems: die Samavrtti-Idee.
Samavrtti – Vorbereitung:
Wenn du Samavrtti im Liegen üben möchtest, ist es gut, die Beine aufzustellen, um den unteren Rücken zu entlasten. Ein Yogagurt – nicht zu fest, nicht zu locker oberhalb der Knie fixiert – hilft dir, in Beinen und Becken loszulassen. Die Arme liegen ausgestreckt neben dem Körper. (Bild 1) Nimm dir vor Beginn der Atempraxis ausreichend Zeit, deinen Körper wahrzunehmen, entspann dich bewusst. Ein Body-Scan ist hier hilfreich.
Samavrtti – Atem in Bewegung:
Atme nun achtsam ein. Über die Phase der Einatmung hinweg heb die gestreckten Arme und führ sie in einem Bogen über den Kopf nach hinten, so dass sie […]