Mit jedem Atemzug tankt unser Körper Energie. Wer bewusst und richtig atmet, kann besser entspannen. Doch viele Menschen atmen falsch. Verschiedene Methoden können helfen, richtiges Atmen zu lernen: Atemtherapie, Yoga oder Sauerstofftherapie. Auch bei chronischen Krankheiten hilft richtiges Atmen
Ihr Atem verlangsamt sich. Etwa ein Atemzug pro Minute. Alles ist still und friedlich, wir stehen zu fünft am Bett meiner Großmutter. Keiner sagt etwas, klassische Musik läuft im Radio, die Schwestern haben das Licht ausgemacht, die Uhren umgedreht, Spiegel verhängt und Fenster geöffnet. Der Atem meiner Großmutter wird immer langsamer und hört dann ganz auf. Es ist kein Ende des Atems, sondern eher so, als würde der Atem aus dem Körper heraus fließen.
Noch nie vorher haben wir jemanden sterben sehen, wir kamen voller Unsicherheit, ohne zu wissen, was passiert. Alles scheint wie inszeniert und vollkommen, als hätte meine Großmutter darauf gewartet, auf diesen meditativen Moment, wir alle bei ihr, Uhren verdreht und offenes Fenster, um zu sterben. Wir sind verwundert, wie einfach und natürlich das Sterben ist, und sehr froh, dass wir bei ihr sind. Ihr Körper bleibt zurück wie eine leere Hülle, die Energie des Atems geht hinaus aus dem geöffneten Fenster, in einen anderen Zustand, den wir nicht kennen.
Atmung ist Energie, sie hält den Körper am Leben. Das Etymologische Wörterbuch des Deutschen leitet Atem über das Mittelhochdeutsche aus dem Althochdeutschen „atum“ und dieses schließlich aus dem Sanskrit „atma“ her, wo es „Hauch“, „Seele“, „Selbst“ bedeutet.
Der Atem ist normalerweise unbewusst, nur in besonderen Momenten wird er wahrgenommen, wie bei körperlicher Anstrengung oder psychischer Anspannung. Wir haben auf den Atem wenig Einfluss, er lebt in uns, aber ist nicht das Ich. Wenn wir aufgeregt sind, atmen wir schneller, ohne dass wir unmittelbar etwas dagegen tun können, im Schlaf atmen wir, ohne es zu spüren. Der Atem fließt in einem stetigen Rhythmus, ohne sich um alles andere zu kümmern: Einatmen, Ausatmen, Atemruhe.
Der Atemrhythmus ist das einzig Konstante in der Welt. Was auch geschieht, die Abfolge von Einatmen, Ausatmen und Atemruhe läuft immer weiter. Wenn wir sterben, hört dieser Rhythmus nur in unserem Körper auf zu sein. Überall sonst auf der Welt fließt er weiter, die Bewegung der Wellen im Meer gleicht dem Atemrhythmus. […]