Die Quadratur des Kreises? Zwei, die in Yoga und Kunst zugleich zu Hause sind, über das Verschmelzen zweier Parallelwelten
Was hat Yoga mit Kunst zu tun? Nicht viel, und darum geht es Benita-Immanuel Grosser. Die Doppelidentität des Künstlerpaars zeigt sich bereits in der Namensgebung: Als Künstler nennen sie sich Benita-Immanuel Grosser, als Yogalehrer Ram und Sita. Sie suchen keine Verbindung zwischen Yoga und Kunst, sondern Konfrontation und Widerspruch. Mit ihrem Projekt „participating, at the same time“ reisen sie durch die Museen der Welt, in Hamburg leiten sie das International Sivananda Yoga Center Y8. Yoga Aktuell-Redakteurin Julia Johannsen hat Benita (Sita) und Immanuel (Ram) in Hamburg getroffen.
Julia Johannsen: Eure Internetseite nennt sich artyoga.de. Was ist artyoga?
Ram: Unsere Website besteht aus zwei unabhängig voneinander funktionierenden Scroll-Feldern. Im linken Feld Yoga, im rechten Kunst. Wer nur an einer Disziplin interessiert ist, wird das Feld nicht wechseln, trotzdem bleibt das andere Feld auf unserer Website immer präsent. Du hast immer nur den halben Bildschirm zur Verfügung, was einem das Gefühl der Unvollständigkeit vermittelt.
Sita: Das Center heißt Y8/International Sivananda Yoga Center.Y steht für die im Raum vollzogene Funktion des Yoga, während durch die Hausnummer 8 der Ort bezeichnet wird. Für Y8 ergibt sich daraus folgende Strategie: Man splittet das Gehäuse von seiner Funktion. Das Gehäuse ist die Struktur des Raumes, die Funktion ist der Handlungsraum des Yoga. Jeder Teil ist so gehalten, dass er sich den spezifischen Bedingungen des anderen Systems aussetzt und die Parameter des anderen reflektiert. Dann kommt die Unvereinbarkeit ins Spiel.
J.J.: Wie seid ihr von der Kunst zum Yoga gekommen?
Ram: Wir sind gerade nicht von einem zum anderen gekommen.
Sita: Beides waren parallele gleichwertige Realitäten für uns.
Ram: Joseph Kosuth, unser Professor an der Akademie, warnte uns: „You have to decide between yoga and art“.
Sita: Genau das haben wir nicht gemacht. Es gibt für uns kein Entweder/Oder. Unsere Sprache entwickelt sich aus der Parallelität.
Ram: Neti-Neti, „nicht dies, nicht jenes“. Beim Abzeichnen eines Baumes lernt man in der Akademie nicht, die einzelnen Äste zu zeichnen, sondern vor allem den Zwischenraum wahrzunehmen. Der Geist hingegen, der Teil der stofflichen Welt ist, fixiert immer das Objekt. Dem Geist fällt es schwer, den Raum zwischen den Dingen wahrzunehmen, weil […]