Ein Weg, um mit sich eins zu werden: Body-Mind Centering bringt einen neuen, verblüffenden Ansatz in den Yoga
Wir sitzen in einem Workshop im Yogasitz, betasten unsere Rippenbögen und werden uns bewusst, wie die unteren Rippen sich über unsere Leber legen, wie der Verlauf der Leber ist und dass sie sehr groß und sehr kompakt ist und unseren rechten Oberbauch nach links bis über den Magen hinweg und nach hinten weit in den rückwärtigen Bauchraum hinein ausfüllt. „Touch informs movement“ – „Berührung gibt uns Information für die Bewegung“, sagt unsere Referentin Lisa Clark und lädt uns ein, unsere Leber in ganzer Größe und in ihrem ganzen Ausmaß zu erfahren. Mit der Leber als Fokus beginnen wir uns zu bewegen: Wir beugen uns nach hinten und geben ihr dadurch vorne Raum und nehmen ihn hinten weg. Wir neigen uns weit nach rechts und komprimieren die Leber bewusst so intensiv wie möglich. Während wir sie so genüsslich „ausquetschen“, sinken wir von alleine immer weiter und weiter in die Seitbeuge. Der Innenraum gibt keinen Widerstand mehr. Die Leber leert ihre Blutdepots, und die Seitbeuge geschieht einfach. Auf der anderen Seite melden sich die Organe, die plötzlich ganz viel Raum bekommen: der Magen, die Milz und die Pankreas. Sie atmen auf, dehnen sich, werden geräumig, füllen sich – werden Fülle – und füllen den inneren Raum. Die linke Flanke weitet sich und steigt – die rechte Flanke sinkt.
Ähnliches erleben wir bei den Vor- und Rückbeugen. Dann lassen wir die Rippenbögen eine liegende Acht beschreiben und erspüren, wie die Organe des Oberbauches aneinander vorbeigleiten. Die Bewegung ist leichtgängig, mühelos und angenehm. Unsere Körper beschreiben komplexe Bewegungen, die – geführt von dem Fokus auf die Organe – völlig natürlich und damit unspektakulär aussehen, obwohl die meisten in unserer Gruppe vielleicht zum ersten Mal in ihrem Leben auf diese Weise diesen Bereich ihres Körpers bewegen.
Wir kommen in den Vierfüßlerstand, in Bretthaltungen, in den Hund, und experimentieren mit verschiedenen Bewegungen, die diesen Grundhaltungen entspringen und ebenfalls zu Asanas werden. Jetzt erfahren wir, wie die Organfülle unseres Oberbauches uns in unserer Leibesmitte stabilisiert und hält. Brett, Seitstütz und andere Asanas, in denen die Leibesmitte zur „Brücke“ zwischen den „Tragepfosten“ der Arme und Beine wird, werden leicht. Nichts […]