Melanie Eichberger ist Yogalehrerin und Begründerin des Projektes „Matangi Yogareisen“, Organisatorin des jährlichen Kinderyoga-Kongresses von Yoga Vidya und Gründerin eines Kinderyoga-Netzwerkes.Wo genau liegt der Unterschied beim Yoga-Unterricht zwischen Kindern und Jugendlichen?
Mit den Kleinsten zwischen drei und fünf Jahren arbeite ich sehr spielerisch, im Bewegungs- und Entspannungsbereich mit Yogaspielen, Geschichten, Abenteuerreisen und Tieren, um ihre Fantasie anzuregen und Asanas, Pranayama und Entspannung mit bunten Hilfsmitteln, Kuscheltieren und viel Musik und Singen kinderleicht zu vermitteln. Die Yogastunde von ca. 45 Minuten muss vor allem ganz viel Spaß machen.
Schulkinder ab 6 Jahre lehre ich Körperverantwortung, Gemeinschaftssinn, Konzentration und Teamgeist. Wir üben Yogapositionen zur Zentrierung, Fokussierung und Verbesserung der Haltung. Wir haben Freude an Partnerübungen, Interaktionsspielen und Visualisierungen für den emphathischen Umgang mit dem anderen. Es gibt eine erste ernsthafte Einführung in die Yogaphilosophie mit den Yamas und Niyamas im Klassenraum, Regeln und Rituale zur Lernförderung und zum Stressabbau.
Jugendliche ab 12 Jahren wollen ernst genommen werden. Ich greife ihre Themen und ihre Welt auf, verwende Songs, die sie mitbringen, und wir machen eine Yogaperformance darauf. Sie wollen sich zeigen, etwas kreieren, entwerfen, entwickeln, mitgestalten und Eigenregie übernehmen. Jungs suchen die Herausforderung, und die Mädchen wollen Kommunikation und sensomotorische Übungen. Dort verselbständigt sich das zuvor Gelernte.
Kontaktspiele, Partner- und Vertrauensübungen, auch in der Gruppe, gehören mit dazu, ebenso wie Yoga-Übungen zum Abbau von Prüfungsängsten, zur Stärkung des Selbstbewusstseins und zur Anerkennung der eigenen Stärken und Schwächen. Spirituelle Fragen nach dem „Wer bin ich?“ und nach der eigenen Rolle in der Welt ziehen sich wie ein roter Faden durch die Yogastunden.
Sie legen großen Wert auf die Förderung der emotional-sozialen Entwicklung. Wieso eignet sich Yoga Ihrer Meinung nach hierfür besonders gut?
Yoga für Kinder und Jugendliche ist ein wunderbarer Ausgleich zum leistungsorientierten Alltag. Es gibt kein Verlieren, keine Noten, keinen Druck. Niemand wird ausgegrenzt. Jeder übt, so gut er kann, und hat Spaß dabei. Mit viel Liebe und Respekt entstehen wertvolle Beziehungen. Die Kinder lernen in einem bewertungsfreien Raum mit Begeisterung viel über sich und den Umgang mit anderen. Eine strukturierte Yogastunde, bestehend aus Körperübungen, Atemspielen und Entspannungstechniken, gibt ihnen Halt und Vertrauen. Das Kind steht mit seinen Bedürfnissen, Wünschen, Gefühlen, Fähigkeiten, Stärken und Schwächen absolut im Mittelpunkt. Auch wenn es nur 60 […]