…nur bloß nicht die eigenen! Wenn frau ihren Liebsten mit zum Yoga nimmt, kann man(n) nämlich den weiteren Erfolg der Beziehung nicht garantieren.
Er kam, sah (viel zu viel) und schwitzte: Versuchsobjekt Nummer 1, mein damaliger Lebensgefährte Kai. „Komm doch bitte, bitte mit zum Yoga. Du wirst sehen, es ist anders, als du denkst. Und es machen immer mehr Männer, ganz normale, nicht nur die mit den Wollsocken und langen Bärten”. Drei Monate auf den Liebsten eingeredet, und da wir uns noch in akuter Verliebtheitsphase befanden, tat er es irgendwann. Er kam mit. „Aber nur dir zuliebe. Es ist mir unglaublich peinlich, mich da zum Affen zu machen. Auch vor dir. Hinterher verlierst du noch den Respekt“, sagte Kai. Danke, was für ein Liebesbeweis!
Und ich verlor den Respekt. Danach. Kai hat geguckt während des Unterrichts. Immer nur geguckt. Zuviel geguckt. Auf seinen Bauch, weil er so eitel ist, und auf alles, was jung und schlank war, weil er ein Ästhet, ein Künstler ist. Meint er. Ich merkte: Weil er auf Äußerlichkeiten fixiert ist. Und weil er nicht nur beruflich, sondern auch im Alltag ein Schauspieler ist. Das hätte man mit und durch Yoga vielleicht ändern können. Er wollte aber nicht nach innen schauen, er wollte nach außen gucken. Wo, das war ihm eigentlich egal. Kurze Zeit später war er mein Exfreund.
Versuch Nummer 2 mit Georg, einem Geschäftsführer der klassischen Art. Ein Verehrer. Da tut man bekanntlich alles für die Frau, die man anhimmelt. Mir zuliebe legte er Krawatte, Anzug und Einstecktuch ab, seinen Körper in nagelneuer Jogginghose auf die Matte – und seinen Mercedes-Schlüssel direkt auf den Altar. Schon da wusste ich: Georg, lass die Strümpfe an und versuch es lieber doch nicht. Aber er versuchte es. Für mich. In diesem Anfänger-Workshop über drei Stunden. 17mal ist er raus gelaufen, was auch immer er dort tat, zweieinhalb von drei Stunden lehnte er gemütlich an der Wand, aß genüsslich seine Kekse, und betrachtete die wohl seiner Meinung nach “armen Irren”, die offenbar immerhin nett anzuschauen waren. Die “armen Irren”, 15 Männer und Frauen, waren zum Glück so sehr bei sich, dass sie sein Verhalten ignorieren konnten. Ob alt oder jung, Mann oder Frau, dick oder dünn, Georg hatte alles […]