Hie Kim hat in den letzten Jahren als Yogalehrer der jüngeren Generation eine hohe Bekanntheit erlangt. YOGA AKTUELL besuchte ihn bei einer seiner Stunden in Frankfurt und sprach mit ihm über die Herausforderung, im Unterricht immer wieder wach und einfühlsam auf die Bedürfnisse der Schüler einzugehen.
Frankfurt, 12:30 Uhr: Mittagspausenzeit – eine gute Gelegenheit für eine Auszeit mit Yoga. Dankbar für diese Möglichkeit, den Arbeitstag so angenehm zu unterbrechen, rollt eine im Durchschnitt recht junge Gruppe in den großen, hellen Räumen des Inside Yoga die Matten aus. Hier findet man schon beim Eintreten einen Ruhepol mitten in der Metropole – Raum, in dem man sich entfalten kann.
Eine Stunde lang führt uns Hie Kim, der vor Jahren hier seine Ausbildung gemacht hat und seither selbst fester Bestandteil des Lehrerteams ist, durch einen Vinyasa, der sich wirklich gut anfühlt. Leicht verschachtelt, damit man stets wach bleibt und ablenkende Gedanken sich keinen Weg bahnen können: Meist folgt auf die rechte Seite nicht unmittelbar die Wiederholung links. „Kennt ihr noch diese Parabeln aus dem Matheunterricht?“, fragt Hie, und sofort hat jeder ein anschauliches neues Bild zu der soeben praktizierten Haltung im Kopf. Immer wieder kommt er durch die Reihen für kleine, aber feine Adjustments, sanft und oft mit einer humorvollen Bemerkung verknüpft – so fühlt man sich nie korrigiert, sondern stets unterstützt.
„Words are very unnecessary“, dringt ganz leise die Neuinterpretation eines Depeche-Mode-Klassikers aus den Lautsprechern, als wir über mehrere Minuten in einer Vorwärtsbeuge liegen. Manchmal sind sie das wirklich. Später, in Shavasana, liest Hie jedoch einen kurzen Text vor und gibt damit einige Impulse, die sich im inneren Erleben fortsetzen können. Hier nutzt er die Kraft der Worte, an etwas zu erinnern und etwas ganz ins Sein zu bringen, das latent eigentlich schon da ist. „… Jeder Moment ist der frisch gedruckte letzte Buchstabe der neuesten Zeile. So sehe ich mit jedem Kapitel deines Buches: Du erwachst ganz leise, und wächst langsam in die Form hinein, die schon bald die deine ist. Deshalb vertraue der Stimme in dir und der Person, die du jetzt schon bist.“
Gekommen mit dem Vorhaben, nach der Stunde ein didaktikbezogenes Interview für die Yogalehrerrubrik zu führen, wollte ich mich eigentlich vor allem aufmerksam […]