In dieser Serie beleuchten wir die verschiedenen Haltungsgruppen und die ihnen zugrunde liegenden Bewegungsprinzipien.
Yoga-Asanas sind gar nicht so komplex, wie es auf den ersten Blick scheint, denn alle Bewegungen lassen sich bestimmten Gruppen zuordnen: Vorbeugen, Rückbeugen, Hüftöffner, Armbalancen und Twists. Wenn man die Struktur der Haltungen versteht, reduziert sich die Vielzahl von Asanas auf einige wenige Grundprinzipien.
In dieser Ausgabe geht es um Vorbeugen. Ich erläutere, was bei der Ausführung physisch geschieht, und worauf du bei der Ausübung achten solltest. Dabei ist es egal, ob du eher steif oder sehr beweglich bist.
Alle Haltungen, bei denen die Körperrückseite, insbesondere die Beinrückseiten, gedehnt werden, sind Vorbeugen. Entweder bewegt sich der Rumpf zu den Beinen, wie zum Beispiel in der stehenden Vorbeuge, Uttanasana, oder die Beine bewegen sich zum Rumpf, während der Oberkörper gerade bleibt, wie zum Beispiel in Utthita Hasta-Padangushthasana (gestreckte Hand-zu-Fuß-Haltung). Erkennst du es? Die Dynamik ist gleich: Infolge der Hüftbeugung bewegen sich Rumpf und Beine aufeinander zu, dadurch wird die Körperrückseite gedehnt.
Steife Menschen haben bei Vorbeugen oft das Problem, dass sie den Rücken runden und die Länge in der Wirbelsäule verlieren, während bewegliche Menschen oftmals ohne ausreichenden Muskeltonus üben und zu stark in den Gelenken hängen. Beides ist für den Körper problematisch und sollte vermieden werden. Wie genau geht das? Ein wesentliches Detail zum Verständnis ist die Ausrichtung des Beckens!
Das Becken ist an seinem unteren Ende über die Sitzbeinhöcker mit der Muskulatur der Oberschenkelrückseiten verbunden und am oberen Ende mit der Wirbelsäule. Wenn man eine Vorbeuge übt, entsteht Zug an den Beinrückseiten, und dieser wirkt sich über die Hüfte weiter nach oben aus. Sind die Muskeln der Beinrückseiten verkürzt, ziehen sie die Sitzbeinhöcker nach unten zu den Fersen, und infolgedessen rundet sich der Rücken, was unter anderem nicht gut für die Bandscheiben ist. In diesem Fall (Verkürzung) ist es wichtig, darauf zu achten, dass die Sitzbeinhöcker nach oben gezogen werden, so dass man dem „Unterrollen“ des Beckens entgegenwirkt.
Ist man hingegen sehr beweglich, kann man die Hüfte derart steil kippen, dass die Dehnung nicht nur in der Muskulatur stattfindet, sondern auch in der Sehnenstruktur (oftmals fühlbar direkt an den Sehnen der Sitzbeinhöcker, oder in den Kniekehlen). Oftmals wird auch mit zu wenig Tonus in der […]