Hypermobilität ist für den Bewegungsapparat auf die Dauer ungesund. Wer überbeweglich ist, sollte in der Asana-Praxis eine Stabilisierung der Gelenke anstreben, statt die Problematik zu verstärken.
Superbeweglich und biegsam wie eine Gerte … So mancher verstohlene und bewundernde Blick geht zur hochbeweglichen Yogini auf der benachbarten Matte. Wie hat sie es nur geschafft, so beweglich zu werden? Die Vorstellung, dass eine hohe Beweglichkeit grundsätzlich etwas Gutes sei, ist besonders im Yoga weit verbreitet. Ist es wirklich so erstrebenswert, ihr nachzueifern? Das Thema der Hypermobilität wird leider sehr häufig verkannt. Gerade Akrobaten, Turner, Tänzer und eben auch Yogis scheinen von der Gelenküberbeweglichkeit zu profitieren. Aber wie kommt es dazu?
Wenn es zu einer Dysbalance zwischen der Beweglichkeit und der haltenden Kraft der Muskulatur, ihren Sehnen und den Bändern kommt, sind Schmerzen am Bewegungsapparat programmiert.
Als Baby sind wir alle sehr beweglich. Unsere Gelenke einschließlich der Wirbelsäule haben einen enormen Bewegungsspielraum, was Stehen oder Gehen noch zum Ding der Unmöglichkeit macht. Noch, denn mit der Ausreifung des Bewegungsapparates wächst dieser in seine Aufgaben hinein. Das Zusammenspiel von Knochen, Knorpeln, Bändern und Muskeln ist normalerweise nach der Pubertät optimal aufeinander abgestimmt. Dennoch geschieht es häufig, dass einzelne Gelenke und manchmal sogar der gesamte Körper auch im Anschluss an das Babyalter überdurchschnittlich mobil bleiben. Insbesondere Frauen sind davon betroffen. Für manch eine Karriere auf der Showbühne oder in bestimmten Sportarten ist eine ausgeprägte Überbeweglichkeit eine Grundvoraussetzung. Gesund für die Gelenke ist diese hohe Beweglichkeit jedoch auf Dauer nicht, und sie wird zum Problem, wenn körperliche Anstrengung oder sogar normale Alltagssituationen wie Stehen oder Sitzen zu Schmerzen führen. Der Übergang zwischen physiologisch und krankhaft ist dabei fließend.
Konstitutionelle Hypermobilität
Es gibt unterschiedliche Arten von Hypermobilität. Sicherlich hat jeder in einer Yogaklasse schon einmal festgestellt, dass es Menschen gibt, die sehr beweglich, und andere, die eher steif sind. Das hat oft mit der individuellen Beschaffenheit der Faszien zu tun. Es gibt einerseits die Veranlagung, von Natur aus ein eher straffes, festes Bindegewebe bzw. Fasziennetz zu haben. Faszienforscher vermuten, dass dies mit einer höheren Anzahl an Myofibroblasten im Fasziengewebe zusammenhängt. Menschen mit dieser Anlage sind tendenziell unbeweglich. Ihr Körper ist stabil und baut leichter Muskulatur auf. Sinnbildlich spricht man vom Wikinger-Typ. Und dann gibt es […]