Über den Umgang mit Selbstzweifeln im Unterricht, den Perfektionsanspruch, den viele Yogalehrerinnen und Yogalehrer an sich stellen, und den Wunsch, unbedingt gefallen zu wollen.
Yoga zu unterrichten erscheint auf den ersten Blick gar nicht so schwer. Da steht man vor den interessierten Schülerinnen und Schülern und gibt ganz locker und frei den Unterricht. Wer in einer Yogalehrerausbildung ist oder war, weiß jedoch, wie viel Handwerkszeug, Übung und Wissen in einem guten Unterricht stecken. Die Anforderungen überfordern anfangs viele – nicht nur in inhaltlicher und didaktischer Hinsicht.
Neben den Ansprüchen an Fähigkeiten und Lehrkompetenz treffen Yogalehrende sehr häufig auf Selbstzweifel, einen sehr harten und strengen inneren Kritiker und auch auf alte, destruktive Glaubenssätze und Überzeugungen. In vielleicht unerwarteter Intensität hinterfragt das Set-up „Yogalehrer / Yogalehrerin sein“ das eigene Selbstbewusstsein und die Fähigkeit zur Selbstliebe. Wenn du dich auf diesen Weg begibst, wirst du dir zugestehen müssen, dass du „etwas zu sagen hast“ und dass du „sprechen darfst“. Du solltest dir außerdem die Frage stellen, wie groß der Wunsch in dir nach Anerkennung und Lob ist und was du zu tun bereit bist, um zu „gefallen“ und es „richtig zu machen“. Vielleicht rührt das Unterrichten an schmerzhaften Erfahrungen aus der Kindheit, Schul- oder Ausbildungszeit, oder auch an inneren Glaubenssätzen, die behaupten, dass du sowieso nicht gut genug bist.
Solche Themen sind nicht einfach, doch sind es ermächtigende Erfahrungen im Rahmen einer gut begleiteten Yogalehrerausbildung, um sich eigenen Ängsten zu stellen und sie zu bearbeiten. Wenn du lernst, mit all dem bewusster und klarer umzugehen, wirst du mehr zu dir stehen und deinen wahrhaftigen Ausdruck finden.
Der Wunsch, gefallen zu wollen
Es ist ein tief verankertes menschliches Grundbedürfnis, gefallen zu wollen. Als Baby müssen wir uns fortwährend der Unterstützung unserer Eltern vergewissern, um unser Überleben zu sichern. Kindern ist es ein tiefes Bedürfnis, geliebt zu werden, und allzu oft wird „richtiges“ Verhalten mit Aufmerksamkeit und Liebe vergütet. Leider wird diese Dynamik häufig manipulativ genutzt, und infolgedessen ist man oftmals bereit, sich zu verbiegen, um dazuzugehören und sich als wertvoller Teil der Gemeinschaft zu fühlen.
Stell dir selbst die Fragen: Glaube ich, dass ich nicht genug bin? Wie stark versuche ich, mich passend zu machen, und bin gefällig? Und wie sehr hindert mich genau […]