Dinah Rodrigues ist in der Yogaszene weltweit bekannt. Die 82jährige Brasilianerin hat eine spezielle Übungspraxis entwickelt und dafür den Begriff Hormon-Yoga geprägt. Mit YOGA AKTUELL sprach sie über die Anwendungsbereiche von Hormon-Yoga, über Wechseljahre bei Frauen sowie Männern und gab zudem ein bisschen Biologie-Unterricht
YOGA AKTUELL: Wie unterstützt Hormon-Yoga Frauen in den Wechseljahren?
Dinah Rodrigues: Wenn Frauen die Wechseljahre erreichen, sinkt die Produktion des weiblichen Hormons Östrogen. Frauen haben eine kleine Menge männlicher Hormone im Körper, genauso wie umgekehrt Männer einen geringen Anteil an weiblichen Hormonen haben. Aber wenn das weibliche Hormon Östrogen stark absinkt, dann hat die Frau fast nur noch männliche Hormone. Sie kann dann z.B. zu Haarausfall neigen, auch das Herzinfarktrisiko steigt. Auch Beschwerden wie Stimmungsschwankungen, Schweißausbrüche, Trockenheit der Scheidenschleimhäute und andere Symptome hängen mit dem Absinken des Östrogenspiegels zusammen. Hormon-Yoga regt die Östrogenproduktion wieder an und schützt somit vor den Beschwerden. Auch die Progesteronproduktion wird normalisiert (Bestimmte Wechseljahrsbeschwerden, insbesondere Durchbruchblutungen, sind auf das aus dem Gleichgewicht geratene Verhältnis von Östrogen und Progesteron zurückzuführen, Anm. d. Red.).
Können Sie die Hormon-Yoga-Praxis kurz charakterisieren?
Im Hormon-Yoga werden die Asanas dynamisch ausgeübt. Statischer Hatha Yoga reicht nicht aus, um die sinkende Hormonproduktion wieder anzukurbeln. Teilweise habe ich die Asanas modifiziert. Zudem wird starkes Bhastrika aus dem Kundalini Yoga einbezogen. Auch aus dem Chi Gong habe ich Techniken übernommen: Der Prana wird vom Muladhara Chakra zur Nase gebracht und kontrolliert, um dann gezielt in bestimmte Bereiche des Körpers gelenkt zu werden. Das verstärkt den Effekt der Übungen. Ich habe mich bei der Entwicklung von Hormon-Yoga ganz frei gefühlt und viel experimentiert. Es gab zuvor weit und breit keinen Yoga, der Frauen mit den Hormonen helfen sollte – weder in Indien noch sonst irgendwo.
Eine beliebige andere Hatha-Yoga-Praxis ist also Ihrer Meinung nach nicht geeignet, um Wechseljahrsbeschwerden vorzubeugen?
Hatha Yoga kann viel zur allgemeinen Gesundheit beitragen, jedoch nicht die Hormonproduktion reaktivieren. Ich habe also basierend auf langjährigen Erfahrungen und ausführlichen Studien etwas entwickelt, das genau hierfür funktioniert. Die Hypophyse, die Schilddrüse und die Eierstöcke werden durch Hormon-Yoga gezielt angeregt.
Wann sollte eine Frau mit Hormon-Yoga beginnen, um in den Wechseljahren möglichst umfassend in den Genuss der positiven Auswirkungen zu kommen?
Ich empfehle, mit ca. 35 Jahren zu beginnen. Mit 40 […]