Im Feuer der Transformation – die Wechseljahre aus ayurvedischer Sicht.
Aus ayurvedischer Sicht besteht unser Leben aus dem komplexen Zusammenspiel unterschiedlicher Energien und Zyklen, die unsere Gesundheit auf der körperlichen und psychischen Ebene prägen. Entsprechend unserer eigenen bio-energetischen Qualitäten der Doshas (Funktionsprinzipien), Shrotas (Zirkulationskanäle) und Gunas (mentale Qualitäten) antworten wir auf die Einflüsse unserer Umwelt auf individuelle und konstitutionsgerechte Weise. Wir stehen in Kontakt mit der Natur und reagieren körperlich, energetisch und emotional auf äußere und innere Veränderungen wie z.B. Jahreszeiten, Mondphasen sowie Pubertät und Menopause.
Gerade die Menopause stellt einen umfassenden Wechsel dar, in dem sich ein großer Wandel im Leben der Frau vollzieht. Durch die Senkung des spezifischen Hormonspiegels und eine klimakterielle Dosha-Verschiebung verändert sich nicht nur der weibliche Monatszyklus, sondern auch die gesamte Persönlichkeit und Erscheinung erhält neue, bisher ungekannte Qualitäten. Bei jeder zweiten Frau unseres Kulturkreises wird dieser Wandlungsprozess von Menopausenbeschwerden oder ernsthaften Erkrankungen begleitet.
Auch wenn Männer und Frauen aus ayurvedischer Sicht nicht dem Mars und der Venus zugeordnet werden, so ist die unterschiedliche Natur der Geschlechter unbestritten. Ayurveda beschreibt die Frau als ein Wesen, das feinstofflich mit Agni assoziiert wird, dem Attribut des Feuers und der Energie. Durch die innere Kraft des Feuers ist die Frau mit der Energie des Lebens (shakti) verbunden: Sie kann Leben empfangen, die Entwicklung eines Kindes in ihrem Leib ermöglichen, Kinder gebären und ernähren. Körperlich hingegen ist der weibliche Organismus stärker von Wasserdominanz geprägt, die sich durch kühle, stabile und nährende Qualitäten in „typisch weiblichen“ Merkmalen wie runden, weichen Körperformen, Mütterlichkeit und Ausdauer manifestiert.
Neben der monatlichen Menstruationsblutung dient auch der sexuelle Austausch zwischen dem weiblichen Shakti-Feuer und den männlichen Reproduktionssäften (shiva), um die Transformation von der inneren Hitze zur äußeren Kühle zu vollziehen. Während der sexuellen Begegnung überträgt der Mann das Wasserelement durch die Samenflüssigkeit an die Frau, wohingegen das weibliche Feuer an ihn übergeht. Infolgedessen verliert die männliche Persönlichkeit an weicher, erdender Wirkung und wird vom Wesen her aktiv und stark. Auf der anderen Seite verliert die weibliche Persönlichkeit die Intensität und Schärfe des Feuerelements und transformiert sich zu einem weichen und sanften Wesen. In diesem Sinne hat die intime Beziehung zwischen Mann und Frau nicht nur den Zweck der geschlechtlichen Reproduktion, sondern dient der gegenseitigen Befruchtung […]